"Jeder Versuch, den Status quo auf dem Tempelberg zu ändern, wird den Beziehungen zwischen Jordanien und Israel definitiv schaden", warnte eine jordanische Quelle laut israelischen Medienberichten (Montag) am Sonntag gegenüber dem israelischen Sender KAN.
Die Warnung aus Amman erfolgte nach dem Wahlsieg des rechten Lagers um den Oppositionsführer Benjamin Netanjahu. Dessen wahrscheinliche Koalitionspartner, ein nationalreligiöses Bündnis "Religiöser Zionismus" um den rechtsradikalen Politiker Itamar Ben-Gvir, drängt seit längerem darauf, dass Israel seine Souveränität über die heilige Stätte geltend machen müsse. Insbesondere fordert das Bündnis Gebetsrechte für Juden auf dem Tempelberg.
Netanjahu: Status quo bleibt unangetastet
Die provokativen Besuche Ben-Gvirs auf dem Haram al-Scharif erhielten eine größere Bedeutung, falls er dies als Minister einer israelischen Regierung tue, so die Quelle gegenüber dem Sender. Ben-Gvir beansprucht im Falle einer Regierungsbeteiligung das Portfolio für öffentliche Sicherheit. Damit obläge ihm, für Ruhe und Ordnung an der heiligen Stätte zu sorgen.
Netanjahu hatte unmittelbar vor der Wahl am 1. November betont, er werde den Status quo an der von Muslimen und Juden beanspruchten heiligen Stätte nicht antasten. Bisher gilt, dass die Stätte Nicht-Muslimen für Besuche offensteht, das Recht auf Gebet bleibt jedoch Muslimen vorbehalten.
Teils gewalttätige Proteste in der Vergangenheit
Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtiger heiliger Ort. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden.
An Besuchen nationalistischer Israelis sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern. Als der damalige Oppositionsführer und spätere israelische Ministerpräsident Ariel Scharon im Jahr 2000 demonstrativ den Tempelberg besuchte, löste er damit die Zweite Intifada, den Aufstand der Palästinenser aus.