Jubiläum bei Studienwerk

Antisemitismus empört Steinmeier

Anlässlich des Jubiläums des jüdischen Studentwerks findet Bundespräsident Steinmeier beim Festakt deutliche Worte: Wer auch nur einen Funken Verständnis für Rechtsextrimismus aufbringe, mache sich mitschuldig.

Bundespräsident Steinmeier beim ELES-Festakt / ©  Wolfgang Kumm (dpa)
Bundespräsident Steinmeier beim ELES-Festakt / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Unter dem Eindruck des Angriffs auf die Synagoge in Halle hat das jüdische Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Beim Festakt im Jüdischen Museum Berlin sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am gestrigen Donnerstagabend: "Mich erfüllt Trauer über die Toten des gestrigen Tages, und mich ergreift Zorn über die nicht enden wollende Dummheit, Feigheit und Brutalität der Angriffe auf die jüdische Gemeinschaft in unserem Land."

Steinmeier ist Verachtung, Hass und Gewalt leid

Das Staatsoberhaupt betonte: "Ich bin die dumpfe Verachtung leid, die kaum verhohlene Bereitschaft zu Gewalt, das offene Schüren von Hass gegen Minderheiten, gegen Andersdenkende, gegen Andersglaubende, gegen Vertreter demokratischer Institutionen in unserem Land." Er sei es leid, "dass Rechtsextremismus offen das Wort geredet wird und diese Borniertheit klammheimliche Zustimmung findet". Wer dafür auch nur einen Funken Verständnis aufbringe, mache sich mitschuldig.

Steinmeier dankte vier Gästen der Festaktes, davon zwei ELES-Mitgliedern, für ihr Kommen, obwohl sie sich in der attackierten Synagoge befunden hatten. Er wünschte ihnen, "dass sie über die Angst und den Schrecken hinwegkommen mögen und dass es nie wieder Grund gibt dafür."

Knobloch als "engagierte Demokratin" gewürdigt

Bei der Feier erhielt die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, die Ernst Ludwig Ehrlich Medaille für die Wissenschaften und Künste. Zur Begründung hieß es, Knobloch habe sich "auf einzigartige Weise für die Förderung einer künftigen Verantwortungselite der jüdischen Gemeinschaft engagiert".

Steinmeier würdigte die Mitgründerin und Schirmherrin des Studienwerks als "engagierte Demokratin und Patriotin". Sie sei "eine Stimme gegen Vorurteile und Ausgrenzung und für ein aufgeklärtes Miteinander der Religionen".

Jüdische Gemeinschaft im Aufbrauch

Knobloch betonte, "dass im Hinblick auf die Normalität und Sicherheit jüdischen Lebens noch viel zu tun bleibt". ELES trage dazu bei, "das Zukunftspotenzial der jüdischen Gemeinschaft voll auszuschöpfen". Das Studienwerk vernetze seine Mitglieder und wirke zugleich "weit über die jüdische Welt hinaus". In ELES sei der Aufbruch der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland zu spüren wie nirgendwo sonst.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte, auch die Vorstände der jüdischen Gemeinden bräuchten zunehmend "Manager-Qualitäten". Das Studienwerk befähige seine Stipendiaten auch dazu, die Gemeinden attraktiv zu gestalten und jüngere Mitglieder zu gewinnen.

Das nach dem Historiker und Religionswissenschaftler Ernst Ludwig Ehrlich (1921-2007) benannte Studienwerk hat bislang rund 800 Studierende gefördert. Schuster dankte dem ELES-Direktor, Rabbiner Walter Homolka, für dessen "Pionierarbeit" im Studienwerk. Homolka rief dazu auf zu verhindern, dass der Angriff in Halle Folgen für die jüdische Renaissance in Deutschland habe.


Quelle:
KNA
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