Jüdische Landesverbände kritisieren sächsischen AfD-Chef

Antisemitische Klischees

Die jüdischen Landesverbände in Sachsen und Thüringen haben die Aussagen des sächsischen AfD-Vorsitzenden Jörg Urban scharf kritisiert. Nach deren Ansicht äußerte Urban sich auf eine geschickt versteckte Art und Weise antisemitisch.

Israelische Fahnen sind bei einer Demonstration gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel zu sehen. / © Christoph Soeder (dpa)
Israelische Fahnen sind bei einer Demonstration gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel zu sehen. / © Christoph Soeder ( dpa )

Urban hatte über die Kritik der Landesverbände an der AfD am Sonntag in der ARD gesagt, "die werden alle mit öffentlichen Geldern gefördert, das muss man sagen". Man müsse unterscheiden zwischen der Führungsebene, die von staatlichen Geldern lebe, und den Menschen, die wirklich betroffen seien.

Die Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, Nora Goldenbogen, sagte der Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine" (Online/Mittwoch), so funktioniere der Antisemitismus der AfD: "Wir werden gerne im Zusammenhang mit Geld erwähnt."

Kein Geld vom Staat

Bei 300 Euro Aufwandsentschädigung im Monat, die sie für ihre ehrenamtliche Arbeit erhalte und eine demokratische Entscheidung der Gremien gewesen sei, klinge das mit den Gefälligkeiten, die man alle im Auftrag des Staates erledige, "auch reichlich absurd". Selbstverständlich bekämen die Landesverbände Mittel vom Staat, nur flössen die alle in die konkrete Gemeindearbeit wie die Finanzierung von Kindergärten, Instandhaltung von Synagogen oder die Pflege des Friedhofs.

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Reinhard Schramm, nannte die Äußerungen Urbans in der Zeitung empörend. "Ich bekomme übrigens kein Geld vom Staat, mache meine Arbeit rein ehrenamtlich", sagte Schramm: "Aber solche Fakten scheinen jemanden wie Jörg Urban nicht zu interessieren." Urbans Äußerungen seien schlimmer als manches, was man von dem Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke bisher zu hören bekommen habe.

Juden in Deutschland

Jüdisches Leben auf dem Gebiet der Bundesrepublik gibt es seit mehr als 1.700 Jahren. Der älteste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 321 aus Köln. Vor der nationalsozialistischen Machtergreifung lebten 1933 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches rund 570.000 Juden. In der Folge des Holocaust wurden etwa 180.000 von ihnen ermordet, sehr viele flohen. 1950 gab es nur noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Eine Zukunft jüdischen Lebens im Land der Täter schien unwahrscheinlich und war innerjüdisch umstritten.

Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine (shutterstock)
Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine ( shutterstock )
Quelle:
epd