Jugend-Vorsynode in Rom beendet

"Redet mit uns, nicht über uns"

In Rom ist am Wochenende die Vorsynode zum Thema Jugend zu Ende gegangen. Während der Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz übergaben die Delegierten dem Papst das Abschlussdokument.

Franziskus mit jungen Menschen, die ihm das Abschlussdokument der Jugend-Vorsynode übergeben haben / © Andrew Medichini (dpa)
Franziskus mit jungen Menschen, die ihm das Abschlussdokument der Jugend-Vorsynode übergeben haben / © Andrew Medichini ( dpa )

Nach einwöchigen Beratungen hatten die rund 300 jungen Teilnehmer aus allen Kontinenten, darunter Nichtglaubende und Angehörige anderer Religionen, das Papier am Samstag verabschiedet. Es soll in die Beratungen der Bischöfe bei der eigentlichen Synode im Oktober einfließen.

Bei der Eröffnung der Vorsynode am Montag hatte Papst Franziskus beklagt, junge Menschen würden zu oft von gesellschaftlicher Beteiligung ausgeschlossen und alleingelassen. Die Kirche wolle alle Jugendlichen hören, niemanden ausgeschlossen. Thema der dreiwöchigen Bischofssynode im Oktober und des Vortreffens sind die Lebenswelt junger Menschen, ihr Verhältnis zu Kirche und Glaube sowie ihre Lebensentscheidungen.

Wunsch nach willkommener Kirche

Demnach wünschen sich junge Menschen eine Kirche, die sie ernst nimmt, die zu Fehlern steht, den Glauben authentisch lebt, weniger abgehoben spricht und echte Orientierungshilfe bietet. Allzu oft erscheine die Kirche "zu streng" und werde mit "überzogenem Moralismus" verbunden, heißt es in dem Dokument. Zudem sei es für junge Menschen schwer, die Logik des "Das-war-schon-immer-so" zu überwinden. "Wir brauchen eine Kirche, die willkommen heißt und barmherzig ist, die ihre Wurzeln und ihr Erbe würdigt und jeden liebt, auch jene, die nicht den allgemeinen Standards folgen", heißt es. Dann werde die Kirche für viele wieder überzeugender.

Das von den Teilnehmern, darunter auch Angehörige anderer Religionen und Nichtglaubende, mit Hilfe eines Redaktionsteams erarbeitete Dokument gliedert sich in drei Teile. Im ersten und längsten werden Herausforderungen und Chancen für junge Menschen zusammengetragen. Im zweiten geht es um Glaube und Lebensentscheidungen sowie den Wunsch nach ernstgemeinter Begleitung. Viele Jugendliche befassten sich zwar mit wichtigen Lebensentscheidungen, brächten das aber nicht mit dem Glauben und Gott in Verbindung. Das sei auch schwierig, wenn junge Menschen und besonders Frauen "Schwierigkeiten haben, sich in der Kirche aktiv zu beteiligen und sogar zu führen". Ein langer Absatz befasst sich zudem mit sozialen Medien, die im Leben junger Menschen eine große, aber auch zwiespältige Rolle spielten.

Liebe Jugendliche, werdet nie müde, euch für eure Altersgenossen zu Werkzeugen des Friedens und der Freude zu machen!

— Papst Franziskus (@Pontifex_de) 25. März 2018

Bei einer Pressekonferenz in Rom würdigten die Delegierten der Deutschen Bischofskonferenz besonders die offene Gesprächsatmosphäre und die Ermutigung durch Papst Franziskus.

Eine zentrale Aussage der Vorsynode sei, dass junge Menschen weltweit für sich selbst sprechen könnten, betonte Thomas Andonie, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). In der Kirche müsse es Raum für Mitbestimmung und Mitgestaltung von jungen Menschen geben. Eine gemeinsame Forderung der Vorsynodenteilnehmer sei, dass so viele junge Menschen wie Bischöfe auf der Bischofssynode im Oktober vertreten sein müssten, betonte Andonie. "Es muss mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Augenhöhe geredet werden und nicht über sie. Dialog ist keine Einbahnstraße."

Magdalena Hartmann, die wie Andonie von der Deutschen Bischofskonferenz als Delegierte für die Vorsynode ernannt worden war, zog eine positive Bilanz. "Wir haben das Gefühl, dass uns zugehört wird und ein Dialog begonnen wurde." Wenn es gelinge, dass die Kirche die Sprache der Jugendlichen aufgreife und deren Kritik und Wünsche ernst nehme, könnten die Anliegen des Vortreffens in der Synode einen wichtigen Beitrag leisten, sagte Hartmann.

14.000 registrierte Nutzer

An der sogenannten Vorsynode, die mit der Übergabe des Dokuments an den Papst am Sonntag endet, nahmen mehr als 300 Delegierte aus zahlreichen Ländern teil, auch Angehörige anderer Religionen und Nichtglaubende. Zu der eigentlichen Synode, die im Oktober im Vatikan stattfindet, werden ausgewählte Jugendliche als Hörer eingeladen, haben aber kein Stimmrecht.

In das Abschlussdokument, das nach einer ersten Vorstellung am Mittwoch noch einmal überarbeitet wurde, flossen neben den Beratungen der Teilnehmer in Rom auch Beiträge ein, die gut 14.000 registrierte Nutzer weltweit über spezielle Facebook-Seiten äußerten. Diese wurden von einem Social-Media-Team in Rom gesichtet und zusammengefasst.

Auf allen Kanälen

Zudem produzierte ein Redaktionsteam während der Vorsynode ein Video, in dem junge Menschen sich zu ihnen wichtigen Themen äußern. Auch dieses soll dem Papst und später den Teilnehmern der Bischofssynode übergeben werden.

Organisiert wurde die Vorsynode vom Päpstlichen Rat für Laien, Familie und Leben unter Kardinal Brian Farrell, unterstützt durch das Synodensekretariat unter Kardinal Lorenzo Baldisseri.


Quelle:
KNA
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