DOMRADIO.DE: Die Bischöfe sollten nicht so viel über Jugendliche reden, sondern lieber mit ihnen. Ist das der Kern Ihres Abschlussdokumentes der Vorsynode, das jetzt auf deutsch erschienen ist?
Thomas Andonie (Bundesvorsitzender des Bundes der deutschen katholischen Jugend): Ja, das schwingt wirklich in allen Teilen mit. Wir haben uns die Perspektive junger Menschen angeschaut und wie die Jugend ihre Lebenswelt und ihre Kirche wahrnimmt. Auch wenn es darum geht, wie junge Menschen Jesus wahrnehmen und was sie sich von Kirche wünschen. Junge Menschen brauchen hier Raum, das ist eine explizite Forderung. Nicht über uns, mit uns muss gesprochen werden.
DOMRADIO.DE: 300 Delegierte haben an dem Schreiben gefeilt – wie äußert sich das im Dokument, dass die Verfasser von allen Kontinenten und aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten kommen?
Andonie: Es waren ja auch noch über 15.000 junge Menschen über die Sozialen Medien beteiligt. Es gibt große Unterschiede Christ zu sein in Europa in Afrika oder im Nahen Osten. Es macht einen Unterschied, ob man als Christ verfolgt wird oder nicht. Es sind wirklich sehr unterschiedliche Lebenswelten und auch unterschiedliche Arten von Kirchengestaltungen, von Kirche. Kirche muss diesen Unterschieden gerecht werden, um junge Menschen im Glauben begleiten zu können.
DOMRADIO.DE: Ein ganz wichtiger Punkt: Die Frauenfrage. Was steht dazu drin in Ihrem Abschlusspapier?
Andonie: Frauen müssen in Kirche sichtbarer werden. Viele Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen müssen aufgearbeitet und abgeschafft werden. Frauen müssen in Leitungspositionen sichtbar werden.
DOMRADIO.DE: Unterm Strich: Glauben Sie, dass das Abschlussdokument etwas bewirken wird?
Andonie: Das Dokument dient den Bischöfen als Vorbereitung auf die Synode im Oktober. Es soll ihnen Einblicke geben, in das, was junge Menschen wirklich bewegt. Es soll unbedingt auch Grundlage dessen sein, woran die Bischöfe arbeiten. Es sollen aber nicht nur das Dokument der jungen Menschen Gehör im Vatikan finden, sondern auch die jungen Menschen selbst. Wir brauchen so viele Vertreterinnen und Vertreter wie Bischöfe. Wir können für uns selber sprechen.
DOMRADIO.DE: Und wird das hinhauen?
Andonie: Es gab ja noch nie eine solche Synode für junge Menschen. Insofern ist das etwas wirklich Neues. Wir fordern auch über die Synode hinaus die Einrichtung einer verbindlichen Jugendkommission im Vatikan, damit Mitsprache von jungen Menschen auf allen Ebenen von Kirche stattfindet. Der synodale Prozess muss fortgeführt werden, wir müssen auch nach der Synode im Gespräch bleiben. Das Zuhören ist ein erster und bedeutender Schritt, um Mitbestimmung zu ermöglichen. Aber dem Reden müssen Taten folgen, Mitbestimmung folgen, ein gemeinsames Voranschreiten durch die Zeit.
Das Interview führte Hilde Regeniter.