Junger Pater führt die Düsseldorfer Dominikaner

"Ich will keine Kopie von jemanden sein"

Mitten in der Düsseldorfer Altstadt wirkt ein Dominikaner-Orden. Pater Christoph Bergmann leitet mit nur 31 Jahren den Orden als neuer Prior. Die aktuellen Krisen und Austritte aus der Kirche beschäftigen auch ihn in der Großstadt.

Pater Christoph ist Prior der Düsseldorfer Dominikaner / © Paul Sendt (Katholische Kirche Düsseldorf)

DOMRADIO.DE: Sie sind der neue Prior. Wie wird man Leiter der Dominikaner? Wie sind Sie in dieses Amt gekommen?

Pater Christoph Bergmann (Prior der Düsseldorfer Dominikaner): Durch eine Wahl. Der Dominikanerorden ist vor allem sehr demokratisch strukturiert. Die Brüder haben sich nach eingängiger Beratung und durch Wahl für mich entschieden.

Habit eines Dominikaners / © PIGAMA (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sie haben Anfang März diesen Jahres Pater Elias abgelöst. Er war neun Jahre Prior der Düsseldorfer Dominikaner, so lange wie niemand vorher. Drei Amtszeiten von jeweils drei Jahren sind ja eigentlich nicht üblich. Wieso konnte er so lange ganz oben stehen?

Pater Christoph: Zwei Amtszeiten gehen, also jeweils zweimal drei Jahre. Die dritte Amtszeit war dann durch Dispens aus Rom möglich, weil sich die Brüder anscheinend in entschiedener Mehrheit für ihn entschieden haben und darum gebeten haben, dass er noch eine dritte Amtszeit machen kann.

Pater Christoph

"Ich will keine Kopie von jemanden sein."

DOMRADIO.DE: Wenn jemand, wie Sie jetzt, ein neues Amt antritt, dann kann man alles komplett anders machen oder man führt die Arbeit des Vorgängers fort. Was haben Sie sich vorgenommen?

Pater Christoph: Ich glaube, ich kann sehr gut anknüpfen. Pater Elias hat das auf seine Art und Weise gemacht, auch sicher sehr gut. Ich kann da viele gute Punkte aufgreifen und auch weiterführen. Aber ich muss einfach in meinem jungen Alter schauen, wie ich auch ich selbst bleiben kann. Ich will keine Kopie von jemanden sein, sondern ein Original und vielleicht auch eigene Akzente setzen. 

Dafür will ich erst mal schauen und hören, was die Leute hier konkret beschäftigt und was vor mir liegt. Es braucht eine gewisse Zeit, um darauf gut zu schauen. Aber es gibt auch Dinge, die offensichtlich sind. Wie geht man mit Ausgetretenen aus der Kirche um, deren Anzahl zugenommen hat? Und wie ist Pastoral möglich?

DOMRADIO.DE: Wissen Sie schon, wie Sie das am besten angehen?

Pater Christoph: Erstmal gemeinsam mit den Brüdern hier vor Ort, weil ich das nicht als alleiniger Bestimmer machen möchte. Vielmehr verstehe ich mich eher als jemand, der mit den Brüdern gemeinsam draufschaut und nach Lösungen sucht.

Aber das bedarf noch ganz grundlegender Überlegungen hier vor Ort und auch in guter Zusammenarbeit mit der City-Pastoral, wo wir auch involviert sind und prägend mitgestalten. Das kann nur zusammen geschehen und nicht im Alleingang.

Pater Christoph

"Man ist am Puls der Zeit und schaut, was die Menschen bewegt."

DOMRADIO.DE: Sie sind mit 31 Jahren der jüngste Prior der Gemeinschaft, gehören seit fast zwei Jahren zum Düsseldorfer Kloster mitten in der Düsseldorfer Altstadt gegenüber der Andreaskirche. Wie ist das, inmitten von Partygängern und Touristen zu leben und zu arbeiten?

Pater Christoph: Das ist schon eine gewisse Kontrasterfahrung. Ich sage immer etwas mit einem Schmunzeln "Tatort Kloster". Ich brauche mir den Krimi gar nicht am Sonntagabend im Fernsehen anschauen, den habe ich hier mitunter vor Ort.

Düsseldorf hat sehr viel zu bieten. Ich empfinde es eigentlich als eine große Herausforderung im positiven Sinn, dass man am Puls der Zeit ist und schaut, was die Menschen bewegt. Ich kann mich durchaus über die vorhandene Feierlaune mancher auch mit freuen, selbst wenn das manchmal Kehrseiten hat. 

Pater Christoph

"Wenn man im Habit auf die Straße geht, wird man von vielen Menschen angeschaut."

DOMRADIO.DE: Wie ist denn der Kontakt zu den Menschen in der Altstadt? Sehen Sie das nur von oben, wenn Sie aus dem Fenster gucken oder gibt es auch Kontakt unten auf der Straße?

Pater Christoph: Wenn man vor allem im Habit unten auf der Straße geht, dann wird man natürlich von vielen Menschen angeschaut. Aber es gibt auch ganz einfache Gespräche. Das ist eine ganz nette Austauschmöglichkeit, die man da aufgreift. Das sind ganz einfache Dinge.

Und das ist vielleicht auch gerade der Punkt, dass man nicht hoch auf dem Sockel erhoben irgendwo steht und von oben herab spricht, sondern auf Augenhöhe die Realitäten oder die Lebenswirklichkeit der Menschen erst mal wahrnimmt, anstatt sie normativ zu bewerten.

DOMRADIO.DE: Die Dominikaner sind in Düsseldorf nicht nur wegen des Standorts Altstadt sehr präsent. Wie sehen Sie Ihre Aufgaben in der Stadtgesellschaft?

Pater Christoph: Da wir mit dem Orden sehr viel mit außerkirchlichen Trägern kooperieren, ist es wichtig, dass man präsent bleibt und sich auch jeder Bruder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten in die jeweilige Stadt einbringt. Es ist sehr gewinnbringend, sowohl für uns, aber auch für die Stadt mit ihrer Kultur und ihrer Kunst. Da sind Kontakte sehr wichtig.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Dominikaner

Der Dominikanerorden gehört zu den wichtigsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche. Er ist benannt nach seinem Gründer, dem heiligen Dominikus von Caleruega (1170-1221) aus Spanien. Das Ordenskürzel OP steht für "Orden der Predigerbrüder" und beschreibt den Gründungsauftrag des frühen 13. Jahrhunderts: in glaubwürdiger evangelischer Armut den christlichen Glauben gegen die Irrlehren der Zeit zu verkünden.

Symbolbild Dominikaner / © Anneka (shutterstock)
Quelle:
DR