Justizminister erinnert an Anschläge von Hanau

"Gegen unser Selbstverständnis"

Der rassistische Anschlag von Hanau ist nach Worten von Bundesjustizminister Marco Buschmann eine bleibende und nicht verheilte Wunde. Ähnlich äußerte sich der Opferbeauftragte der Bundesregierung.

Fotos der Opfer und Teelichter erinnern Menschen am Tatort der Morde in Hanau- / © Boris Roessler (dpa)
Fotos der Opfer und Teelichter erinnern Menschen am Tatort der Morde in Hanau- / © Boris Roessler ( dpa )

Die Vertreter des Rechtsstaates müssten ihre "Lehren aus diesem Anschlag und aus ihrem eigenen Versagen" ziehen, erklärte Buschmann am Samstag in Berlin anlässlich des dritten Jahrestages der Bluttat an diesem Sonntag. "Dass Menschen aufgrund ihrer Herkunftsgeschichte in unserem Land fürchten müssen, Opfer von Gewalttaten zu werden, dürfen wir nicht dulden."

Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz  / © Britta Pedersen (dpa)
Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz / © Britta Pedersen ( dpa )

Leben in Freiheit ermöglichen

Rassistische Anschläge richteten sich nicht nur gegen Menschen, "die von hasserfüllten Tätern zu 'Fremden' erklärt werden – sie richten sich auch gegen unseren liberalen Rechtsstaat, richten sich gegen unser Selbstverständnis als Gesellschaft, richten sich gegen alle Menschen, die hier miteinander in Frieden und Freiheit leben wollen", betonte Buschmann. Der Rechtsstaat müsse den Menschen dienen und ein Leben in Freiheit ermöglichen.

Am 19. Februar 2020 hatte der 43 Jahre alte Deutsche Tobias R. binnen sechs Minuten neun Menschen in Hanau aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er nach Erkenntnissen der Ermittler zunächst seine Mutter und nahm sich selbst das Leben.

Anschläge als Mahnung

Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober, betonte, dass die genaue Aufklärung der Ereignisse für viele Betroffene von großer Bedeutung sei, damit sie ihre Trauer verarbeiten könnten. "Bleiben Fragen offen oder entsteht der Eindruck, mit den Fragen alleingelassen zu werden, empfinden Betroffene dies häufig als erneute Viktimisierung." 

Hanau sei eine Mahnung, dass viel zu viele Menschen in Deutschland in ihrem Alltag rassistischer Gewalt ausgesetzt seien. "Als Gesellschaft sollten wir alles dafür tun, Rassismus, Gewalt und Diskriminierung jeden Tag zu bekämpfen."

Quelle:
KNA