Kämpfe im Sudan gehen weiter

Humanitäre Lage immer prekärer

Gefechte zwischen der sudanesischen Armee und Paramilitärs erschüttern Khartum. Internationale Appelle für eine Waffenruhe bleiben bislang erfolglos. UN und Kirchen warnen vor den Gefahren für die Zivilbevölkerung.

Die sudanesische Flagge auf dem Arm eines Soldaten. / © Bumble Dee (shutterstock)
Die sudanesische Flagge auf dem Arm eines Soldaten. / © Bumble Dee ( shutterstock )

Im Sudan dauern die Kämpfe zwischen der Armee und Paramilitärs an. Die Vereinten Nationen und Kirchenvertreter forderten am Dienstag mit Blick auf die humanitäre Lage der Zivilbevölkerung ein Ende der Gefechte. Insbesondere in der Hauptstadt Khartum verschärft sich die Situation der Menschen.

Ungeachtet der internationalen Vermittlungsbemühungen erklärte Armeechef Abd al-Fattah al-Burhan in einem Interview mit dem Sender Sky News, zwar sei er «offen für Verhandlungen»; die gegnerischen Paramilitärs werde er aber definitiv besiegen.

Ohne Strom, Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk betonte in Genf, Tausende Zivilisten säßen zu Hause eingeschlossen ohne Strom und in Sorge, dass ihnen Nahrungsmittel, Trinkwasser und Medikamente ausgehen.

Sowohl die Miliz der "Schnellen Unterstützungskräfte" wie die reguläre Armee müssten ihre Kämpfer an die völkerrechtlichen Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung und ziviler Infrastruktur wie Schulen und Krankenhäuser erinnern und deren Einhaltung sicherstellen.

Kämpfe verschlimmerten die prekäre Lage

Auch UN-Nothilfe-Koordinator Martin Griffiths verlangte ein sofortiges Ende der Kämpfe. Schon vorher sei ein Drittel der Bevölkerung im Sudan, 16 Millionen Menschen, auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen. Die Kämpfe hinderten die Menschen vor allem in Städten an lebenswichtiger Versorgung und verschlimmerten die prekäre Lage. UN-Organisationen und ihre Partner müssten aufgrund der Gewalt viele Hilfsprogramme im Sudan vorübergehend einstellen, erklärte Griffiths. Rund vier Millionen Kinder sowie schwangere und stillende Frauen seien schwer unterernährt.

Am Dienstag tobten Kämpfe zwischen Armee und Paramilitärs um die Kontrolle von Flughäfen, Staatsmedien und Regierungsgebäuden. Fast 200 Menschen kamen nach UN-Angaben bereits ums Leben; mehr als 1.800 wurden verletzt. Am Samstag war in und um die Hauptstadt Khartum ein Machtkampf zwischen der regulären Armee und den einflussreichen, etwa 100.000 Mann starken Rapid Support Forces (RSF) ausgebrochen. Der Sudan befindet sich seit dem Sturz von Diktator Omar al-Baschir 2019 unter Militärverwaltung; der Anführer der RSF fungiert als Vize-Staatschef. Inzwischen breiteten sich die Kämpfe auch auf andere Landesteile aus.

Waffenstillstand nötig für "Zugang zu Grundgütern"

Laut dem Sprecher der katholischen Bischöfe im Sudan und im Südsudan, Pfarrer John Gbemboyo, gab es bislang keine Annäherung zwischen den Rivalen. Ein Waffenstillstand sei nötig, um eingeschlossenen Bewohnern "Zugang zu Grundgütern" zu ermöglichen, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Krankenhäuser sind nach Angeben internationaler Helfer mit der wachsenden Zahl an Verletzten überfordert.

Der Weltkirchenrat (Ökumenische Rat der Kirchen, ÖRK) in Genf rief zu einem sofortigen Waffenstillstand in dem 46 Millionen Einwohner zählenden Land auf. Man sei sehr besorgt über die weitreichenden Auswirkungen auf die Bevölkerung, die bereits zuvor mit Armut und den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert gewesen sei, erklärte ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay.

Forderungen nach einem sofortigen und bedingungslosen Ende der Kämpfe im Sudan kamen zuletzt auch von der EU sowie von den G7-Außenministern, die alle Akteure im Konflikt dazu aufriefen, "auf Gewalt zu verzichten, zu Verhandlungen zurückzukehren und aktive Schritte zu unternehmen, um Spannungen abzubauen".

Der Sudan

 © Mizkit (shutterstock)

Der Sudan im Nordosten Afrikas hat sich im Juli 2011 nach einem jahrzehntelangen blutigen Bürgerkrieg und einem anschließenden Referendum in zwei Staaten gespalten: Sudan und Südsudan. Der bitterarme Norden gilt - ebenso wie der Süden - als unsicherer Staat.

Ende 2013 brachen im Südsudan die Kämpfe zwischen Truppen des Präsidenten Salva Kiir und Rebellen um den Ex-Vizepräsidenten Riek Machar aus. Der mit großer Brutalität ausgefochtene Konflikt zerstört nach Angaben der Vereinten Nationen immer mehr die Lebensgrundlagen der insgesamt elf Millionen Südsudanesen.

Quelle:
KNA