Sie wünsche sich ein "Versöhntsein in aller Unterschiedlichkeit, dass wir miteinander Abendmahl feiern können", sagte sie im Interview der Zeitschrift des Bayerischen Jugendrings "juna". Das Konzept von einer versöhnten Verschiedenheit hält Käßmann für tragfähig. Denn eine Einheitskirche erscheine ihr genauso langweilig wie eine Einheitspartei.
Bewunderung auch für katholische Kirche
An der katholischen Kirche bewundere sie, dass sie trotz innerer Vielfalt Weltkirche geblieben sei, sagte die Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsgedenken. An den Kirchen der Reformation dagegen möge sie die Vielfalt, dass Ämter auch von Frauen ausgeübt würden und Laien in Synoden und anderen Leitungsgremien genauso viel Entscheidungsbefugnis hätten wie Ordinierte.
Fürsprecherin junger Leute
In Bezug auf eine Aktualität der Lehre Martin Luthers (1483-1546) sagte Käßmann, dass es wichtig sei, dass es ihm um einen gebildeten Glauben gehe; "einem Glauben, der Fragen stellen darf, ja soll". Gerade angesichts von Fundamentalismus sei eine solche Haltung heute wichtig. Viele Menschen hätten vergessen, dass die Bibel für Luther im Zentrum stehe. Über sie finde er Orientierung.
Käßmann zeigte sich als Fürsprecherin junger Leute. Wegen der eigenen Erfahrung, nicht gehört zu werden, "weil ich jung war", habe sie später versucht, Jugendlichen zuzuhören und ihre Perspektive wahrzunehmen. "Mich hat das oft gestört, dass in der Kirche erst jemand etwas gilt, der über 50 ist. Da bist du in der Wirtschaft schon beim alten Eisen."