"Meine Kirche sollte aus Eigennutz mehr Frauen in Führungspositionen holen", sagte die ehemalige hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der Wochenzeitung "Die Zeit": "Eine Quote könnte helfen, aber wir haben sie gar nicht nötig."
In Leitungspositionen bleibe es für Frauen schwieriger als für Männer, Familie und Beruf zu vereinbaren, sagte die 59 Jahre alte Theologin, die noch bis zum nächsten Jahr als EKD-Reformationsbotschafterin tätig ist. In diesem Punkt sei die Kirche ein Spiegel der Gesellschaft. Hinzukomme, dass Religion einen "Hang zum Patriarchat" habe: "Bei Christen, Buddhisten, Hindus, Juden, Muslimen: Religionsführer sind Männer."
Studie zu Frauen in Leitungsämtern
Mitte November hatte das EKD-Kirchenparlament in Bonn über eine Studie beraten, die untersucht hat, warum Frauen der Weg in Leitungsämter auf Ebene der Dekanate und Kirchenkreise oft versperrt bleibt. Aus Befragungen ging hervor, dass in der evangelischen Kirche Rollenklischees fortgeschrieben werden, die Frauen oftmals als nicht durchsetzungsstark genug sehen. Zudem seien Besetzungsverfahren oft intransparent.
Von den 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland werden derzeit zwei von Frauen geleitet. Präses Annette Kurschus steht an der Spitze der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ilse Junkermann ist Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Junkermanns Amtszeit endet 2019, ihre Nachfolge ist noch nicht geklärt.