Das sagte Käßmann am Donnerstag beim Katholikentag in Münster. Sie habe auch heute kein Problem damit, Gott als "Vater" anzusprechen, aber "Gott ist wesentlich größer als unsere Bilder", fügte sie hinzu.
Zugleich zeigte sich Käßmann verwundert darüber, dass es in der Kirche teilweise starken Widerstand gegen ein verändertes Sprechen über Gott gebe. "Wovor haben Menschen Angst, wenn Gott nicht mehr 'der Herr' ist?", fragte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Jeder Mensch habe "einen Funken Göttlichkeit in sich"
Die Berliner jüdische Kantorin Chasan Jalda Rebling betonte, jede Vorstellung der Göttlichkeit in menschlichen Bildern greife zu kurz. Zugleich habe jeder Mensch "einen Funken Göttlichkeit in sich". Sie selbst habe lange gebraucht, um die Freude zu finden, die in der jüdischen Religion grundgelegt sei. Erst als sie mit dem Herzen die Aussage verstanden habe, dass die Anwesenheit Gottes (hebr. Schechina) nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels zusammen mit dem Volk Israel ins Exil gegangen sei, habe sie diese Freude gefunden.
Jesuitenpater Klaus Mertes bezeichnete es als grundlegende Gotteserfahrung, wenn jemand in einer bestimmten Situation plötzlich wisse, was er tun müsse; als Beispiel nannte er den Widerstand der Geschwister Scholl gegen den Nationalsozialismus. Zugleich bezeichnete er es als grundlegende Versuchung, vorschnell wissen zu wollen, was der Wille Gottes sei. Dies gelte es erst einmal zu verneinen. Unter Hinweis auf das Neue Testament betonte Mertes: "Ohne Umkehr oder Umdenken gibt es keine Erkenntnis des Willens Gottes."