Margot Käßmann ist eine der prominentesten deutschen Theologinnen. Die frühere hannoversche Landesbischöfin war 2009 die erste Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In der Öffentlichkeit ist die Mutter von vier Töchtern für ihre klaren Stellungnahmen und durch zahlreiche Publikationen bekannt, die sich auch mit ihren persönlichen Lebenserfahrungen beschäftigen. Mit ihrem 60. Geburtstag 2018 ging Käßmann vorzeitig in den Ruhestand. Zuvor war sie Botschafterin des Rats der EKD für das 500. Reformationsjubiläum.
Käßmann wurde am 1958 als Tochter eines Kfz-Schlossers und einer Krankenschwester im hessischen Marburg geboren und wuchs im nahen Stadtallendorf auf. Nach dem Abitur in Marburg studierte sie Theologie in Tübingen, Edinburgh, Göttingen und Marburg und promovierte zum Thema "Armut und Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kirche". 1981 heiratete sie den Theologen Eckhard Käßmann, mit dem sie vier Töchter hat. Die Ehe wurde 2007 geschieden. 1983 wurde sie im kanadischen Vancouver mit 25 Jahren als Jugenddelegierte in den Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt, dem sie bis 2002 angehörte.
1985 wurde Käßmann zur Pfarrerin ordiniert und arbeitete im nordhessischen Spieskappel. Ab 1990 war sie in Nordhessen Beauftragte für den Kirchlichen Entwicklungsdienst. Von 1992 bis 1994 war sie als Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Hofgeismar tätig und anschließend fünf Jahre lang als Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Mit ihrer Wahl zur Bischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers 1999 rückte sie an die Spitze der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Eine Brustkrebs-Erkrankung zwang sie 2006 zu einer zweimonatigen Pause im Amt.
Im Oktober 2009 wurde sie zur Ratsvorsitzenden der EKD gewählt, wo sie auf Wolfgang Huber folgte. Nachdem die Polizei sie bei einer Autofahrt stoppte, bei der sie als Fahrerin unter Alkoholeinfluss stand, legte sie am 24. Februar 2010 nach nur vier Monaten im Amt den Ratsvorsitz nieder und trat auch als Landesbischöfin zurück. Ab August 2010 lehrte sie für mehrere Monate als Gastdozentin an der Emory-Universität im US-amerikanischen Atlanta. 2011 und 2012 war sie Gastprofessorin an der Universität Bochum. Käßmann lebt in Hannover und auf der Ostseeinsel Usedom. (epd, 2023)