Margot Käßmann wirbt fürs Zulassen von Stille

"Stille kann man lernen"

Die evangelische Theologin Margot Käßmann empfiehlt, Stille gezielt einzuüben und sich im Stillen mit existenziellen Fragen auseinanderzusetzen. Wenn man dranbleibe, wachse dann, ähnlich wie beim Sport treiben, auch die Motivation.

Abendstimmung an einem See (shutterstock)

"Stille heißt nicht, ich schalte einfach mein Handy aus und klick, ist die Stille da, sondern Stille hat mit Erfahrung zu tun", sagte Käßmann (66) dem "Don Bosco Magazin" in München. 

"Das ist wie beim Joggen. Manchmal hast du dazu keine Lust, aber du weißt aus Erfahrung, dass es dir danach besser geht." Mit der Zeit wachse dann auch die Motivation, regelmäßig Zeiten der Stille in seinen Alltag einzubauen.

"Konfrontation wagen"

"Stille kann man lernen - und es lohnt sich", zeigte sich die Theologin überzeugt. "Wenn wir still werden, setzen wir uns mit existenziellen Fragen auseinander. Macht mein Leben Sinn? Was ist wirklich wichtig? Wie will ich leben?" Viele wichen diesen Themen aus. "Trotzdem ermutige ich dazu, diese Konfrontation zu wagen und Stille einzuüben."

Käßmann hatte lange leitende Ämter in der evangelischen Kirche in Deutschland inne. Sie hat vier erwachsene Kinder und sieben Enkel.

Margot Käßmann

Margot Käßmann ist eine der prominentesten deutschen Theologinnen. Die frühere hannoversche Landesbischöfin war 2009 die erste Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In der Öffentlichkeit ist die Mutter von vier Töchtern für ihre klaren Stellungnahmen und durch zahlreiche Publikationen bekannt, die sich auch mit ihren persönlichen Lebenserfahrungen beschäftigen. Mit ihrem 60. Geburtstag 2018 ging Käßmann vorzeitig in den Ruhestand. Zuvor war sie Botschafterin des Rats der EKD für das 500. Reformationsjubiläum.

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)
Margot Käßmann / © Meiko Herrmann ( KNA )
Quelle:
KNA