Käßmann kritisiert Pläne zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine

"Von allen möglichen Lösungen die schlechteste"

"Das ist nicht der Friede, den ich mir wünsche": Ex-Bischöfin Margot Käßmann ist gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und forderte stets eine diplomatische Friedenslösung. Trumps Deal-Pläne sieht sie aber mit Sorge.

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)

Die Initiative des US-Präsidenten Donald Trump zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine kann nach Ansicht der evangelischen Theologin Margot Käßmann nicht die Lösung sein. "Ich bin seit langem dafür, dass es möglichst schnell einen Waffenstillstand gibt, aber was sich da gerade entwickelt, ist doch irritierend bis besorgniserregend", sagte sie am Samstag im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie Dresden und der Herder Korrespondenz. 

Am 24. Februar 2022 hatte Russland die Ukraine angegriffen, seitdem herrscht Krieg. Es sei bitter, dass seit Kriegsbeginn vor genau drei Jahren so viele Menschen ihr Leben gelassen hätten und nun möglicherweise ein Frieden diktiert werde von den USA gemeinsam mit Russland, so Käßmann. "Ich denke, das ist von allen möglichen Lösungen die schlechteste." 

Sie glaube nicht, dass Trump und Putin einen langfristigen Frieden in der Ukraine im Blick hätten. Es gehe um schnelle Lösungen und einen Deal, der den USA Zugriff auf Rohstoffe in der Ukraine verschaffe.

Nicht der gewünschte Friede

"Was jetzt sich anzubahnen scheint, ein Deal von Donald Trump auf dem Rücken der Ukraine und mit Beschuldigungen, wilden Beschimpfungen von Präsident Wolodymyr Selenskyj, das sieht nicht danach aus, als ob es zu einem gerechten Frieden auf diese Weise kommen könnte und das ist nicht der Friede, den ich mir für die Ukraine wünsche", sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Die Chancen für einen gerechten Frieden in der Ukraine hält Käßmann für gering: "Ein gerechter Frieden hieße ja, dass die Integrität der ukrainischen Grenzen, wie die Ukraine sie definiert, voll gewahrt bleibt. Und das scheint mir angesichts von Donald Trump und seiner Unberechenbarkeit nicht im Blick." Auch glaube sie nicht, dass Putin für den Angriff auf die Ukraine vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zur Verantwortung gezogen werde.

"Bittere Erkenntnis" der Kirchen

Käßmann zeigte sich enttäuscht, dass es den Kirchen auf internationaler Ebene nicht gelungen sei, mehr für einen Frieden in der Ukraine zu erreichen und zu vermitteln. "Ich bin auch zutiefst enttäuscht, über den russischen Patriarchen Kyrill, mit dem ich fast

20 Jahre im Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen zusammengesessen habe, wo wir immer wieder über Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung und den Beitrag der Kirchen gesprochen haben. Und er segnet jetzt ständig diesen Krieg ab und sagt, dieser Krieg sei notwendig, weil Russland angegriffen werde durch westliche Dekadenz." Das sei eine "bittere Erkenntnis" nach vielen Jahrzehnten der Zusammenarbeit auch mit der russisch-orthodoxen Kirche.

Margot Käßmann

Margot Käßmann ist eine der prominentesten deutschen Theologinnen. Die frühere hannoversche Landesbischöfin war 2009 die erste Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In der Öffentlichkeit ist die Mutter von vier Töchtern für ihre klaren Stellungnahmen und durch zahlreiche Publikationen bekannt, die sich auch mit ihren persönlichen Lebenserfahrungen beschäftigen. Mit ihrem 60. Geburtstag 2018 ging Käßmann vorzeitig in den Ruhestand. Zuvor war sie Botschafterin des Rats der EKD für das 500. Reformationsjubiläum.

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)