Die Nagelkreuzkapelle im Turm der Potsdamer Garnisonkirche ist am Ostermontag mit einem feierlichen Gottesdienst in den Dienst genommen worden. Jede Kapelle sei ein Wegweiser, und jede Kapelle wolle verbinden, sagte der evangelische Bischof Christian Stäblein laut Redemanuskript in seiner Predigt. Das gelte auch für "die Kapelle dieses Turms, die so neu und anders ist, so angemessen und im besten Sinne schlicht, so offen, so klar dadurch in dem, was hier nie seinen Platz haben wird".
Dem Projekt zum Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdmer werfen Gegner rechtsextremistische Wurzeln vor; Bürgerinitiativen hatten im Vorfeld zu Protestaktionen aufgerufen. Stäblein betonte, es brauche das Ringen um den richtigen Weg: Der Weg des Friedens liege "nicht einfach so da. Es gilt, ihn miteinander zu erringen - im Licht von Gottes Wort".
Noch viele Diskussionen
Das Platzangebot für den Gottesdienst war den Angaben zufolge ausgeschöpft; die Stiftung Garnisonkirche Potsdam berichtete von großem Interesse. Das Projekt "Lernort Garnisonkirche" forderte in einem offenen Brief an Jan Kingreen, Pfarrer am Turm der Garnisonkirche, eine öffentliche Diskussion darüber, "was an diesem Ort wie erinnert werden sollte".
An dem historischen Ort werde besonders deutlich, "wie unerträglich es wird, wenn die verkehrte, die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen wird", so der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Dies lasse sich nicht verdrängen. "Unsere Aufgabe ist und bleibt, es kritisch aufzuarbeiten, die eigene Geschichte immer wieder kritisch anzugucken." In Zukunft sollten gerade in diesem Raum Worte gesprochen werden "gegen alles Völkische; gegen alles Menschenfeindliche; gegen alles Rechtsextreme".
Bekannt ist die Garnisonkirche vor allem durch den sogenannten Tag von Potsdam am 21. März 1933. Damals trafen sich Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg an den Grabstätten der preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich des Großen und demonstrierten Einigkeit. Das Gotteshaus wurde 1945 durch Bomben zerstört, die Ruine 1968 auf Veranlassung der DDR-Behörden gesprengt.