Kapitelsamt am Erntedanksonntag im Kölner Dom

"Wir sammeln unser Leben nicht"

DOMRADIO.DE übertrug am Erntedanksonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domdechant Robert Kleine. In seiner Predigt erinnerte er die Gläubigen daran, dass diejenigen, die in Scheunen sammeln, nicht glücklich werden.

Blick in den Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Blick in den Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Domdechant Robert Kleine sprach in der Predigt über die Welt und das Leben als Geschenk Gottes. Christen und Christinnen glaubten, dass die Erde kein Zufall sei, sondern von Gott gewollt. Mit der Auferstehung Jesus habe Gott ihnen das größte Geschenk gegeben: "Ein Leben bei Gott, dass kein Ende kennt." Wenn das Leben ein Geschenk Gottes sei, dann habe Gott ihm auch einen Sinn gegeben, erklärte Kleine.

Menschen, die nicht an Gott glaubten, würden den Sinn des Lebens suchen und eventuell den falschen Weg einschlagen. Sie versuchten das meiste aus ihrem Leben zu machen, jedoch nur für sich selbst. Kleine verdeutlichte es mit dem Gleichnis vom reichen Kornbauern. Wer in Scheunen sammle, verstehe das Leben falsch. Denn "in Scheunen sammeln" sei ein Synonym dafür, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Eine gefüllte Scheune mache jedoch nicht glücklich. Sondern Menschen zu spüren, die unserem Leben Sinn geben.

"Wir sammeln unser Leben nicht, weder in Scheunen noch in Häusern, in Säcken oder auf Bankkonten. Da können wir etwas ansammeln. Aber ist es das Leben?" fragte Kleine. Wichtig sei, dass "wir reich sind bei Gott." Denn er ermutige uns, den Weg der Liebe zu gehen.

Mädchenchor hat gesungen

Der Mädchenchor am Kölner Dom sang unter der Leitung von Oliver Sperling und Cécilia Bazile. An der Domorgel war David Kiefer zu hören. Die Sängerinnen des Mädchenchores brachten Werke u. a. von Claudio Caciolini ("Missa sine nomine") und Rolf Lukowsky zu Gehör.

Gedanken zum Erntedankfest

Gaben am Altar / © Sr. Emmanuela Kohlhaas (privat)
Gaben am Altar / © Sr. Emmanuela Kohlhaas ( privat )

Weil sich der Mensch dem Geschehen in der Natur ausgesetzt erfährt, kennen wohl alle Religionen die Bitte um Gottes Segen für das Gedeihen der Früchte und das Gelingen der Arbeit sowie den Dank für die Ernte. In unserer Zeit verbindet sich dieses Gebet gegen den Machbarkeitswahn unserer Tage mit dem Gedanken an unser Geschöpfsein und unsere Verantwortung für die Schöpfung, für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt, die uns von Gott anvertraut ist. In Deutschland wird in der katholischen Kirche der erste Sonntag im Oktober als Erntedankfest gefeiert, in evangelischen Gemeinden der Michaelistag (29. September) oder einer der benachbarten Sonntage. 

Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Oktober 2024, www.tedeum-beten.de


Dankbar, zum Beispiel

Dankbar, zum Beispiel
für das helle Licht des Morgens,
das sich durchsetzt gegen die
zagende, zaudernde Dunkelheit.

Dankbar für das Vertrauen,
für das Zutrauen des Kindes, 
das arglos und klar 
mich aufnimmt in seine Welt.

Dankbar, dass ich mich bewegen kann,
dankbar, dass ich dir begegnen kann,
dankbar, dass ich leben kann:
Erntedank für mein Sein.

Dorothee Sandherr-Klemp

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Oktober 2024