Kardinal appelliert an irakische Christen

Trotz Repressalien einig bleiben

Kardinal Louis Raphael Sako hat die Christen im Irak dazu aufgerufen, ihren Glauben zu festigen und die Einheit wiederherzustellen. Er selbst wolle für die Rechte der Christen kämpfen, kündigte er vor dem Abflug zur Weltsynode an.

Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Die Verfolgung, Ausgrenzung und Marginalisierung, die uns seit dem Sturz des Regimes bis heute widerfahren ist, muss uns dazu veranlassen, innezuhalten, nachzudenken und zu beten, damit wir diese Bedrängnis in einen Segen verwandeln können", sagte er laut Mitteilung des Patriarchats am Donnerstag vor der Abreise nach Rom.

Der Patriarch der chaldäischen Kirche und damit Oberhaupt von rund 80 Prozent der irakischen Christen wird dort an der Weltsynode teilnehmen.

Für Rechte der Christen einsetzen

Seit 2003 sind nach Worten Sakos 1.200 Christen im Irak getötet worden. Eine Million Christen sei ausgewandert. Dennoch sei die christliche Gemeinde "immer noch vom Geist Christi bewohnt". Der Patriarch kündigte an, sich weiterhin für die Rechte der Iraker und der Christen einzusetzen.

Kardinal Louis Raphael I Sako, Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche und Erzbischof von Bagdad (Irak) / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Louis Raphael I Sako, Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche und Erzbischof von Bagdad (Irak) / © Harald Oppitz ( KNA )

Sako appellierte an jene Geistlichen, die sich "auf die Seite der 'Korrupten' geschlagen haben". Er forderte sie auf, angenommenes Geld umgehend zurückzugeben, da die Kirche nicht mit gestohlenem Geld gebaut werden könne. Am Ende werde sich die Wahrheit durchsetzen; korrupte Menschen würden von der Gerechtigkeit Gottes verfolgt werden, "wenn die staatliche Justiz sie nicht zur Rechenschaft zieht".

Kritik an Betreiber abgebrannter Hochzeitshalle

Scharfe Kritik übte das Oberhaupt der katholischen Ostkirche an dem Investor einer Hochzeitshalle in Karakosch, der durch die Missachtung der Bauvorschriften für den Tod von mehr als 100 Menschen verantwortlich sei. "Wie kann ein normaler Mensch, der an Gott glaubt, solche Verstöße begehen", so Sako wörtlich.

Am Mittwoch hatte Sako nach Patriarchatsangaben den Brandort in Karakosch besucht und an der Beerdigung der Opfer teilgenommen. Dabei habe er den örtlichen Kirchenführern finanzielle Hilfe für die betroffenen Familien übergeben und die Regierung aufgefordert, Bauprojekte schärfer zu kontrollieren. Gleichzeitig lobte er die Solidarität in der Stadt.

Demnach sagten Muslime die Feiern zum Geburtstag des Propheten Mohammed ab, um gemeinsam mit den Christen zu trauern.

Großes Holzkreuz am Ortseingang von Karakosch, Irak (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Großes Holzkreuz am Ortseingang von Karakosch, Irak (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Bei dem Brand einer Hochzeitshalle im nordirakischen Karakosch, das zur syrischen Diözese Mossul zählt, kamen laut irakischen Medienberichten in der Nacht zu Mittwoch mindestens 100 Menschen ums Leben. Weitere 150 Personen wurden verletzt.

Die Zivilschutzbehörden gaben an, der Brand sei auf die Verwendung leicht entzündlicher Baumaterialen zurückzuführen, die gegen Sicherheitsstandards verstießen. Der Betreiber der Halle sowie acht weitere Verdächtige wurden demnach festgenommen.

Karakosch ist die größte Stadt in der christlich geprägten Niniveh-Ebene. In ihr leben vorwiegend syrisch-katholische Christen.

Vor dem Eindringen der Terrorgruppe "Islamischer Staat" 2014 galt sie als die größte christliche Stadt im Irak. Nach der Befreiung Karakoschs im Oktober 2016 kehrten Zehntausende geflüchtete und vertriebene Christen zurück. Bei seiner Irakreise im März 2021 besuchte Papst Franziskus die Stadt.

Christen im Irak

Der Irak zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. Dessen Ursprünge im Zweistromland werden bis auf den heiligen Apostel Thomas zurückgeführt. Im irakischen Kernland, dem früheren Mesopotamien, stellten Christen vor der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert die Bevölkerungsmehrheit. Ihr Anteil nahm danach immer weiter ab.

Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw (dpa)
Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw ( dpa )
Quelle:
KNA