Das sagte Turkson am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart. Es gelte, die "Schmerzensschreie der Erde" zu hören.
Der Kardinal betonte, besonders betroffen vom Klimawandel sei die Amazonas-Region. Für Turkson ist klar, dass es einen Zusammenhang zum Konsumverhalten auf der nördlichen Erdhalbkugel gibt: "Der weltweite Appetit auf Fleisch zerstört den Regenwald Südamerikas." Die Menschen im Norden müssten sich bewusst machen, dass der Klimawandel "so gut wie nichts" mit dem armen Teil der Menschheit zu tun habe. Die Menschen im Norden sollten deshalb nicht auf die Politik schauen und auf Beschlüsse warten, so Turkson.
Kein Recht auf Zeitverzögerung
Für den Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, ist die Atmosphäre ein Gemeinschaftsgut der Menschheit. Es gebe kein "Recht auf Zeitverzögerung". Eine Priorität stelle der Kohleausstieg dar. Wegen des gegenläufigen Verhaltens einiger europäischer Länder bedauerte Edenhofer, dass EU-Klimaschutz-Kommissar Frans Timmermans seine Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt hatte. Der niederländische Politiker hätte in Stuttgart "die Reste des Heiligen Geistes" wahrnehmen können.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte Fridays-for-Future-Vertreterin Luisa Neubauer, das für fossile Brennstoffe bezahlte Geld ermächtige Autokraten, Kriege zu führen. Neubauer ging auch auf die Situation der katholischen Kirche ein.
Unter dem lange anhaltenden Applaus der Teilnehmer in der voll besetzten Halle sagte die Protestantin, das Hoffnungsvollste an der katholischen Kirche seien die Menschen, die Veränderungen einforderten. Als Beispiele nannte sie Betroffene sexuellen Missbrauchs, Frauen, die ihre Rechte einforderten, und diejenigen, die sich nicht von der Institution abwendeten. Sie alle hielten die Kirche am Leben.