In einem Interview mit dem Portal Vatican News, das anlässlich des Feiertags Mariä Himmelfahrt verbreitet wurde, sagte der Erzbischof von Esztergom-Budapest, schon Pius XI. habe 1937 in seiner Enzyklika "Mit brennender Sorge" den Wert der Nation genau beschrieben.
Demnach "stellen die Nationen als kulturelle Gemeinschaften mit einer eigenen Sprache, einem eigenen Gedenken, eigenen Strukturen und einer eigenen Kultur einen wahren Wert dar".
Nationen gehörten zum Reichtum der Schöpfung und lägen Gott am Herzen, betonte Erdö. Ferner erinnerte der Kardinal daran, dass in der Bibel an mehreren Stellen davon die Rede sei, dass beim Jüngsten Gericht nicht nur einzelne Menschen, sondern auch die Völker gerichtet werden.
"Deshalb haben die Völker eine gewisse Rolle im großen Plan Gottes", so Erdö. Zugleich betonte er, dass "die Nationen nicht den höchsten Wert darstellen"; dies zu behaupten, wäre eine Vergötzung der Nation.
Berufsverbot für seine Eltern
Mit Blick auf seine eigene Biografie erklärte Erdö, er habe von seinen Eltern gelernt, dass der Glaube das wichtigste im Leben sei. Seinem Vater sei, weil er sehr gläubig war, unter dem kommunistischen Regime in Ungarn die Ausübung seines Berufs als Jurist verboten worden. Das gleiche galt für seine Mutter, die als Lehrerin nicht unterrichten durfte.
Seine Eltern hätten dennoch am Glauben festgehalten und ihn an die kommende Generation weitergegeben. "Wenn der Glaube das wichtigste im Leben ist, dann (...) sind die wichtigsten Dinge im Leben die Weitergabe des Glaubens, insbesondere in den Sakramenten", so der Kardinal, der seit 22 Jahren das Erzbistum Esztergom-Budapest leitet.