Das Thema einer möglichen Frauenweihe in der katholischen Kirche ist in den Beratungen der Weltsynode im Vatikan weiterhin virulent. Der oberste Glaubenshüter der katholischen Kirche, Kardinal Victor Fernandez, erinnerte an den früher bereits mehrfach geäußerten Standpunkt des Papstes in dieser Frage. Zugleich entschuldigte er sich am Montagvormittag in einer Erklärung vor den rund 350 Synodalen, darunter knapp 50 Frauen, für seine Abwesenheit bei einem Treffen am Freitagnachmittag im Vatikan.
Fernandez' Abwesenheit sorgte für Unmut
Dort hatten etwa 100 Synodenteilnehmer, unter ihnen viele Frauen, mit Fernandez über die Zulassung von Frauen zum Diakonat sprechen wollen. Der Kardinal leitet eine Arbeitsgruppe, die parallel zur Synode Vorschläge zum Thema Frauen in der Kirche erarbeiten soll.
Der von ihm für diesen Austausch beauftragte koordinierende Sekretär des Glaubensdikasteriums sei jedoch wegen eines ärztlichen Eingriffs nicht bei dem Treffen gewesen und habe den Termin seinerseits an zwei andere Personen delegiert, so der Kardinal.
Als er, Fernandez, erfahren habe, dass seine Gegenwart erwünscht gewesen sei, habe er ein neues Treffen mit den Synodalen für kommenden Donnerstag um 16.30 Uhr angeboten. Die Abwesenheit des Kardinals am Freitag hatte zahlreiche Unmutsäußerungen unter Synodalen ausgelöst.
"Frage noch nicht reif"
Inhaltlich betonte Fernandez nun, es sei bekannt, was Papst Franziskus zum Thema Frauenweihe gesagt habe. Nach Meinung des Papstes sei die Frage "noch nicht reif", weshalb man sich mit dieser Möglichkeit "jetzt nicht aufhalten solle".
Zugleich betonte der Glaubenspräfekt, dem Papst sei die Rolle der Frauen in der Kirche ein "sehr wichtiges Anliegen". Er habe schon frühzeitig das Glaubensdikasterium damit beauftragt, Möglichkeiten einer Entwicklung auszuloten, ohne sich auf das Weiheamt zu konzentrieren. Er sei an diese Anweisung gebunden und stimme auch inhaltlich vollkommen damit überein, erklärte Fernandez.
Bestehende Möglichkeiten würden nicht angenommen
Als Grund nannte er: "Wenn wir über das Diakonat für einige Frauen nachdenken, löst das nicht das Problem von vielen Millionen Frauen in der Kirche." Zudem seien andere Schritte, die bereits möglich sind, nicht gemacht worden. Dazu gehöre das neue dauerhafte Laienamt für Katecheten, zu dem jetzt auch die Möglichkeit gehöre, die Gemeindeleitung im Falle von Priestermangel zu übernehmen.
Der Papst habe dies auch theologisch begründet, indem er erklärte, dass die Feier der Sakramente, die den Priestern vorbehalten bleibe, nicht notwendigerweise mit Leitungsmacht verbunden sei. Dieses Angebot hätten die meisten Bischofskonferenzen nicht angenommen. Dies gelte auch für das neu eingeführte Amt der Akolythen, das ebenfalls für Frauen offenstehe, aber kaum angenommen werde. Zu den Aufgaben eines Akolythen gehören heute vor allem die Austeilung der Kommunion sowie der Ministrantendienst.
Die Synodenmitglieder seien nun angehalten, Vorschläge für eine Beteiligung von Frauen an der Leitung der Kirche zu machen. Solche Vorschläge wolle er am Donnerstag anhören und dabei die Namen der Kommission zur Frauenfrage offenlegen, so der Kardinal.
Thema Frauendiakonat soll außen vor bleiben
Wer hingegen weiter das Thema Diakonat der Frau für vorrangig halte, solle Eingaben an die vom Papst bereits 2020 eingerichtete Kommission unter Leitung von Kardinal Giuseppe Petrocchi machen. Diese theologische Fachkommission prüft vor allem, ob es ein Frauendiakonat bereits in der frühen Kirche gab und unter welchen Bedingungen es wiederbelebt werden könnte.
Der Papst hatte die Kommission am 8. April 2020 eingesetzt. Ihr gehören unter anderen die deutsche Theologin Barbara Hallensleben und der deutsche Theologe Manfred Hauke an, beide lehren in der Schweiz. Die übrigen acht Mitglieder kommen aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Italien. Sekretär der Kommission ist Denis Dupont-Fauville, der zugleich in der Glaubensbehörde des Vatikans arbeitet.
Fernandez macht Hoffnungen
Fernandez schloss seine Ausführungen mit dem Satz: "Ich bin überzeugt, dass wir Schritt für Schritt vorangehen und sehr konkrete Dinge erreichen können, damit man begreift, dass nichts im Wesen der Frau ist, was Frauen daran hindert, wichtige Leitungsstellen in der Kirche zu übernehmen. Was wirklich vom Heiligen Geist kommt, wird man nicht aufhalten können." Die Rede des Kardinals sei von der Synodenversammlung mit Beifall bedacht worden, hieß es im Vatikan.