"Für die Menschen bestellt" dieses Leitwort des KFG war schon der Wahlspruch von Joseph Kardinal Frings. In seiner Predigt im Festgottesdienst machte Kardinal Woelki deutlich, wie sehr dieses Wort den Menschen und das Wirken von Frings geprägt hat.
Frings sei unter anderem ein starker Verfechter der Demokratie gewesen und habe den Standpunkt vertreten: Wir im Rheinland sind immer Demokraten gewesen". Woelki weiter: Vor allem aber hat ihn das Schicksal der Vertriebenen aus Schlesien, aus Ost- und Westpreußen, aus der Tschechoslowakei und vom Balkan berührt, die damals oft nur mit einem kleinen Koffer zu uns ins Rheinland kamen. 10-12 Millionen Menschen mussten damals ihre Heimat verlassen. Damals war ein ganz anderes Wir schaffen das" gefragt als heute. Immerhin waren 88 Prozent des Kölner Stadtgebietes zerbombt, wie der Erzbischof ausdrücklich feststellte". So habe Frings in seiner Weihnachtspredigt 1945 dazu aufgerufen, den Vertriebenen Herberge zu geben und noch enger zusammenzurücken. Berühmt sei auch seine Silvesterpredigt von 1946, aus der der Begriff "fringsen" entstanden sei. Woelki betonte, Kardinal Frings habe ein großes und weites Herz gehabt und sei sehr stark im Glauben gewesen. Dies sei die Grundlage für sein selbstbewusstes und unerschrockenes Handeln gewesen - ob gegenüber den Nazis, der Besatzungsmacht oder deutschen Politikern.
Mit Blick auf das heutige Schulprogramm betonte Woelki, dass sich die Schule dem Erbe von Kardinal Frings verpflichtet fühle und den Menschen in den Mittelpunkt stelle. So lernten die Schülerinnen und Schüler, wie Kardinal Frings menschenfreundlich zu denken und zu handeln. Abschließend dankte der Erzbischof der Schule für ihr Zeugnis gelebter Nächstenliebe und ermutigte sie, auf diesem Weg weiterzugehen.
Die "erzbischöflichste aller erzbischöflichen Schulen"
In seiner Begrüßung zum anschließenden Festakt in der Aula des KFG hob Schulleiter Dr. Bernhard Hillen hervor, dass das KFG die erste Eigengründung einer Schule des Erzbistums und damit die "erzbischöflichste aller erzbischöflichen Schulen" sei. Thomas Pitsch, Leiter der Abteilung Schule & Hochschule, begann seine Begrüßung humorvoll mit dem Frings-Zitat: "Gut sehen kann ich schlecht, aber schlecht hören kann ich gut". Frings vertrat auch das Motto, dass man für die Zukunft gute Wurzeln brauche und diese bekämen die Schülerinnen und Schüler des KFG seit nunmehr 60 Jahren an dieser katholischen Schule.
"Zukunft braucht Herkunft" meinte auch der Schulleiter und erzählte, dass die Schule am 8. Dezember 1968 eingeweiht und 10 Jahre später anlässlich des Todes von Kardinal Frings 1978 umbenannt wurde.
Neben den Schülervertreterinnen, die von sozialem Engagement, Toleranz und Vielfalt schwärmten, berichteten auch Eltern von ihren guten Erfahrungen mit der Schule, die vor einigen Jahren sogar eine Live-Schaltung zur ISS ermöglichte, bei der Schüler dem dort schwebenden Astronauten Alexander Gerst ihre Fragen stellen konnten.
Menschen als Teil der Natur und der Schöpfung
Den Festvortrag hielt der Institutsleiter des Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften, Prof. Dr. Dirk Lanzerath, zum Thema "Ist die Schöpfung noch zu retten? - Zur Ethik eines neuen Mensch-Natur-Verhältnisses".
Lanzerath verglich die Windschutzscheibe nach einer Urlaubsfahrt im Jahr 1984 mit der heutigen und stellte fest: Heute gibt es keine Insekten mehr. Als Antwort auf die Klima- und Umweltkrise schlägt er einen ganzheitlichen Ansatz vor. Sein Lösungsvorschlag ist eine Ethik der metabolischen und ästhetischen Einbettung in die Natur als aktiver Prozess, verbunden mit Selbst- und Naturwertschätzung. Es sei etwas anderes, zu schauen, wo man sich einschränken müsse, als sich ganzheitlich als Teil der Natur zu verstehen. Hier knüpft Lanzerath an die Enzyklika Laudato Si" von Papst Franziskus an, der von einer ganzheitlichen Krise der Menschheit spricht. Er schließt mit dem Gedanken, dass die Natur an sich einen Sinn hat, auch jenseits der Bedürfnisbefriedigung des Menschen.
Kardinal Frings-Gymnasium Bonn-Beuel
Das 1964 gegründete "Erzbischöfliche Gymnasium für Jungen" erhielt erst im Jahr 1979 den Namen seines Gründers Kardinal Frings. Seit 1988 werden am KFG auch Mädchen unterrichtet und die Schule erhielt ihr koedukatives Profil. Dem Motto der Schule "Für die Menschen bestellt" möchte die Schule immer wieder neu gerecht werden. Rund 1000 Schülerinnen und Schüler besuchen heute das KFG.
Das Kardinal Frings Gymnasium ist neben der Domsingschule und den beiden Schulen des Bildungscampus in Köln-Kalk eine von vier Schul-Eigengründungen des Erzbistums.