DOMRADIO.DE: Das Erzbischöfliche Suitbertus-Gymnasium in Düsseldorf feiert 100. Geburtstag. Sie sind dort seit 2009 Schulleiterin. Wenn Sie auf Ihre Zeit an der Schule zurückblicken, wie würden Sie Ihre Schule beschreiben?
Caludia Haupt (Schulleiterin des Erzbischöflichen Suitbertus-Gymnasiums): Unsere Schule ist für mich ein Ort, an dem wir miteinander leben und unser Leben teilen - durchaus in allen seinen Höhen und Tiefen.
Unsere Schule ist für mich vielfältig, lebendig, fröhlich und sozial. Zum Beispiel sind wir seit Ende 2012 die erste Fairtrade-Schule Deutschlands.
Unsere Schule ist aber auch verantwortungsbewusst. Seit 2011 gibt es regelmäßig Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, die sich mit dem schweren Ort Auschwitz auseinandersetzen und eine Auschwitzfahrt machen.
Wir sind aber auch Medien-Scout-Schule und uns sehr bewusst, wie man präventiv mit dem schwierigen Thema Cybermobbing umgehen muss. Ich glaube, wir sind neugierig auf andere Menschen, nach innen und nach außen.
Nach innen bedeutet, dass wir uns fragen: Was gibt es in unser Schülerschaft für Talente?
Die Schüler stellen eine Talentshow auf die Beine, sind aber auch Patenschüler in der individuellen Förderung. Nach außen zeigt sich das in Austauschprojekten und auch im Kennenlernen anderer Kulturen.
Kurzum, ich glaube, das Suitbertus-Gymnasium ist wirklich eine Schule am Fluss und damit gewissermaßen auch immer im Fluss, in Bewegung. Wir liegen ja direkt am Rhein, im Düsseldorfer Norden. Der Rhein macht uns vor, wie das so geht mit dem beständigen Wandel im gleichen Element.
Und meine knapp 15 Jahre sind ja ein sehr überschaubarer Zeitraum, gemessen an der 100-jährigen Geschichte des Gymnasiums. Aber in diesem meinen, kurzen Zeitraum ist schon einiges passiert. Beispielsweise der Wechsel von G9 zu G8 und dann wieder zurück, von G8 zu G9.
Da eine gute pädagogische Begleitung zu finden, den jungen Menschen Orientierung zu geben, mit der Übermittagsbetreuung, mit dem Doppelstundenprinzip, mit dem Mensabau, mit der Partnerschaft zwischen Elternhaus und Schule, war immer herausfordernd.
Ganz zu schweigen von der Pandemie, in der es ja eine große Herausforderung war, das höchste Gut, das eine Schule hat, die Beziehungen, zu erhalten und Wege der Selbstvergewisserung und Stärkung zu finden, ohne dass die Schülerinnen und Schüler sich in Gruppen erleben konnten.
Für die Schwestern, die unsere Schule 1923 gegründet haben, war es auch ein emanzipatorischer Ansatz, dass junge Frauen in der Weimarer Republik Bildung ermöglicht bekommen sollten, um ihre Potentiale entfalten zu können und damit auch im Hinblick auf Teilhabe ernst genommen zu werden.
DOMRADIO.DE: Dieses Jubiläum wird in diesem Jahr groß gefeiert. Den Auftakt zu den Feierlichkeiten hatte Mitte August bereits das Patroziniumsfest in Kaiserswerth geben. Wie war da die Stimmung?
Haupt: Es war fröhlich und bunt und einfach ein Geschenk. Wir haben uns als Gemeinschaft empfunden, wir haben generationsübergreifend gefeiert, Schüler und Eltern und Lehrer und Ehemalige und Nachbarn.
Es war ein wunderbares Bild, als die Jugendlichen auf der Wiese zwischen der Kaiserpfalz und unserer Schule den Dankgottesdienst feierten, so ein bisschen wie beim Weltjugendtag.
Dann gab es auf unserem Schulhof noch ein mitreißendes Musikprogramm auf großer Bühne, mit verschiedenen Ensembles. Die ehemalige Schülerband "The Buggs", die inzwischen professionell Musik macht, ist aufgetreten. Aber auch die Lehrerband und ein talentierter DJ aus den Reihen der Eltern haben zur guten Stimmung beigetragen.
Zudem waren viele runde Jahrgänge dabei, also 1983, 2013 und sogar der erste Jahrgang, nachdem die Suitbertus-Realschule zum Gymnasium wurde, war vertreten – das war der Jahrgang 1960.
Der Förderverein grillte und es gab Kinderschminken und eine Fotobox mit der Verkleidung à la 1923, und der hundertste Baum auf unserem Schulgrundstück wurde gepflanzt.
Wir haben auch zwei Schwesternbäume ans Erzbischöfliche St. Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel gespendet, das ja auch sehr vom Hochwasser betroffen war.
Insgesamt habe ich mich einfach gefreut, dass so ein Fest aus der Mitte der Schulgemeinde heraus gestaltet und geplant wurde.
Uns stand auch ein tolles Elternteam zur Seite, unterstützt von Schülerinnen und Schülern und Kolleginnen und Kollegen und insbesondere auch von den kommenden Abiturientinnen und Abiturienten.
DOMRADIO.DE: Kann man das noch toppen? Denn der Höhepunkt der Feierlichkeiten steht in knapp drei Wochen an, dann kommen Sie nach Köln, zur Sternwallfahrt. Wie wird das ablaufen und wie groß ist die Vorfreude auf den Gottesdienst im Kölner Dom?
Haupt: Also zunächst einmal zur Sternwallfahrt: "Dem Stern folgen" lautet ja das Motto. Das erinnert uns einerseits an unseren Schulpatron, den Heiligen Suitbertus und natürlich – und so kam die Idee, nach Köln zu gehen – an die drei Weisen aus dem Morgenland.
Der Stern war Ihnen Orientierung auf der Suche nach einem Leben in Fülle, nach einem glückenden Leben. Den Schülerinnen und Schülern der Vorbereitungsgruppe war es außerdem wichtig, dass wir uns nach den Jahren der Pandemie die Zeit nehmen, mit einer Übernachtung unterwegs zu sein.
Unser Schulseelsorger und die ehemalige Schulpflegschaftsvorsitzende haben für fast 900 Schülerinnen und Schüler Jugendherbergen in Aachen, Bonn, Walberberg, Altenberg, Vallendar, Velbert, Essen bis nach Köln Deutz gesucht und das Gymnasium Knechtsteden gibt uns Obdach für die ganze elfte Jahrgangsstufe.
Wir hoffen und denken, dass der Weg unserer Sternwallfahrt uns auf viele, ganz unterschiedliche Wege führt, sicher auch mal mit Hindernissen aber auch mit Gemeinschaftserlebnissen.
Die Frage dahinter ist natürlich: Welchem Stern folge ich und was ist mir persönlich heilig und was hilft mir zu leben und wo suche ich das? Das ist dann der individuelle Gesichtspunkt.
DOMRADIO.DE: Dann feiern Sie den Gottesdienst im Kölner Dom.
Haupt: Ja. Unsere Schülerinnen und Schüler sind lebendige Schulgottesdienste gewohnt, in denen sie selber vorkommen und ihre Fragen und ihre Sorgen einbringen können.
Darüber hinaus haben wir auch das Glück, dass wir mit Johannes Wirthmüller einen Schulseelsorger und Pfarrer an der Schule haben. Die Schülerinnen und Schüler sind offen und neugierig im Hinblick auf den Gottesdienst im Kölner Dom. Ich würde jetzt mal salopp sagen, sie sind auch neugierig auf die Location. Viele kennen ja auch die spannende Geschichte des Doms.
Der war ja lange Zeit das höchste Gebäude der Welt und ein Vorbild hinsichtlich seiner Statik, mit dem Basalt im Fundament und dem halben Drachenfels verbaut und gebaut von Menschen, die ihr ganzes Können eingesetzt haben, obwohl sie wussten, dass sie die Vollendung nicht mehr erleben werden.
Wer würde so etwas heute noch ohne Computer und nur mit einem Senkblei und einem Dreizehnknotenseil machen?
Das Interview führte Carsten Döpp.