Die Hoffnung, das Reformationsgedenken 2017 könne zu einer baldigen Einheit von Katholiken und Lutheranern führen, sei "sicher nicht realistisch", schreibt Kurienkardinal Kurt Koch in einem mehrseitigen Beitrag der Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" (Mittwoch). Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen sieht im gemeinsamen Reformationsgedenken jedoch eine Chance, "weitere Schritte hin zu einer bindenden kirchlichen Einheit" zu machen.
"Polemische Töne überwunden"
Koch erinnert in dem Artikel an das gemeinsame ökumenische Gebet von Papst Franziskus und dem Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Munib Younan, beim ökumenischen Reformationsgedenken Ende Oktober im schwedischen Lund. Damit dieses "vielversprechende ökumenisches Zeichen" Früchte tragen könne, sei eine eingehendere Beschäftigung mit den Hintergründen des gemeinsamen Reformationsgedenkens nötig.
Es gehe weder um ein "Abdriften des Katholizismus in Protestantismus", wie katholische Kritiker fürchteten, noch um einen "Verrat der Reformation", wie protestantische Kritiker unterstellten. Im Zeitalter der Ökumene seien solche polemische Töne früherer Zeiten überwunden.
"Reformationsgedenken erinnert an Zeit vor der Spaltung"
Beide Seiten sollten das gemeinsame Gedenken zum Dialog nutzen. "Das Reformationsgedenken 2017 erinnert an 1517, die Zeit, in der es noch keine Spaltung zwischen dem Reformator Martin Luther und der katholischen Kirche gab", so der Kardinal. Es sollte von Buße, aber auch Dankbarkeit und Hoffnung geprägt sein. - Der 31. Oktober 1517 gilt als die Geburtsstunde der Reformation. An diesem Tag veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass.