Das betont Maradiaga in einem in Italien erschienenen Interviewbuch. Namen von Kritikern nennt er nicht. Seiner Meinung nach müssten Kardinäle loyal gegenüber dem Papst sein, auch wenn es unterschiedliche Meinungen gebe.
Im November hatten vier Kardinäle den Papst öffentlich zur Klärung mehrerer "Zweifel" ("Dubia") an seinem Schreiben "Amoris laetitia" aufgefordert. Unter anderem geht es um die Frage, ob in Einzelfällen wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen wieder zur Kommunion gehen dürfen. Zu den Unterzeichnern gehören der frühere Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, und der deutsche Kardinal Walter Brandmüller. Weitere sind der frühere Erzbischof von Bologna, Carlo Caffarra, sowie der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke. Dieser hatte eine "formelle Korrektur" des Papstes angekündigt, falls Franziskus nicht auf die Fragen antworte.
Zweifel und Enttäuschung
Ohne Burke beim Namen zu nennen, spielt Maradiaga in seinem Buch offenbar auf diesen an: Der Kardinal, der den lehramtlichen Charakter von "Amoris laetita" anzweifele, sei ein über Machtverlust "enttäuschter Mann". "Er hielt sich für die höchste Autorität der USA", so Maradiaga.
Die Mitglieder des Kardinalsrats mahnt Maradiaga, sich bei Meinungsverschiedenheiten direkt an Franziskus zu wenden, statt "Texte gegen den Papst zu veröffentlichen". Letzteres irritiere die Gläubigen. Der größte Schaden für die Kirche entstehe dadurch, dass die Leute verwirrt seien, "wenn sie Behauptungen von Bischöfen und Kardinälen gegen den Heiligen Vater lesen".
Evangelium und Revolution
In dem Interviewbuch mit dem Titel "Solo il Vangelo e rivoluzionario" (Allein das Evangelium ist revolutionär) bezeichnet Maradiaga "Seilschaften von Rechts-Katholiken" als "Leute, die Macht suchen und nicht die Wahrheit". Wer behaupte "in Anführungsstrichen 'ketzerische' Aussagen" in den Worten Franziskus' zu finden, liege völlig falsch. "Solche Leute denken nur als Menschen und nicht so, wie der Herr es wünscht", so Maradiaga.
Der Kardinal unterstreicht, dass Loyalität allen Päpsten gegenüber unverzichtbar sei: "Heute heißt er Franziskus, vorher hieß er Benedikt XVI., davor Johannes Paul II. und so weiter." Jesus fordere diese Loyalität dem Petrusnachfolger gegenüber, wer sich nicht daran halte, suche nur Popularität.