In 18 Konferenzrunden ist der Kardinalsrat für die Kurienreform seit seiner Gründung im April 2013 zusammengetreten. In mehr als 100 thematischen Einzelsitzungen haben die zunächst acht und dann neun Kardinäle aus aller Welt - daher "K9-Rat" - über das Vorhaben beraten, das von Anfang an als Motor und Indikator für den Erneuerungswillen des Pontifikats galt. Allerdings zieht sich das Projekt nun schon durch das vierte Jahr.
Befassung mit Gerichtshöfen
Bei der 18. Konferenzrunde vom 13. bis 15. Februar beriet der K9-Rat dem Kommunique zufolge zum wiederholten Mal über Aufgaben und Arbeitsweise der Behörden für Mission, Ostkirchen und interreligiösen Dialog. Zum ersten Mal befassten sich der Papst und die Kardinäle - unter ihnen Reinhard Marx aus München - ausführlicher mit den drei Gerichtshöfen: Pönitentiarie (für das Buß- und Ablasswesen zuständig), das Oberste Kirchengericht der Signatur sowie die Rota, die vorrangig Eheprozesse bearbeitet.
Dann gab es erneut Zwischenberichte über die bereits in Kraft gesetzten Reformprojekte: Das Wirtschaftssekretariat unter dem australischen Kardinal George Pell, der manche seiner anfangs übernommenen Kompetenzen inzwischen wieder abgeben musste. Und das Kommunikationssekretariat unter seinem Präfekten Dario Edoardo Vigano.
Kein schneller Wurf
Als Franziskus exakt einen Monat nach seiner Wahl die Kurienreform ankündigte, dachte mancher euphorisch an den großen und raschen Wurf: Dass in wenigen Monaten ein komplett neues Verwaltungs-Organigramm die Kurie schlanker, effizienter und transparenter machen würde - und zudem personalfreundlicher. Alles schien zunächst zur Disposition gestellt, einschließlich des Staatssekretariats. Man brauche keine zwischengeschaltete Superbehörde, der Papst könne direkt mit den einzelnen Behörden verhandeln, hieß es.
Manche hochtrabenden Ideen haben sich inzwischen als illusorisch und nicht umsetzbar erwiesen. Ein Grund waren auch das Beharrungsvermögen und mancher Widerstand der bisherigen Kurienchefs. Sie verstärkten den Eindruck, dass die meisten Behörden unter den gegebenen Umständen gar nicht so schlecht arbeiteten. Und sie zeigten auf, dass manche schönen Alternativen unrealistisch sind.
So scheint das Staatssekretariat als koordinierende Instanz direkt unter dem Papst inzwischen wieder unbestritten. Auch die Idee eines Kurienmoderators ist vom Tisch. Denn genau diese Moderation sei Sache des Staatssekretariats. Weiter dürfte es in der Arbeit und Zuständigkeit der Kongregationen allenfalls kleine Modifizierungen ergeben. Die nach dem Konzil entstandenen "Päpstlichen Räte" - Beratungs-Behörden für weltliche Aufgaben wie Frieden, Caritas, Familie und Kranke - wurden bereits teilweise zusammengefasst, was nicht ganz ohne Reibungsverluste abging. Denn unklar ist, warum etwa die Zuständigkeit für das Flüchtlingswesen aus der neuen Entwicklungsbehörde herausgenommen und direkt dem Papst unterstellt wurde.
Großbaustelle Mediensektor
Eine Großbaustelle bleibt der Mediensektor. Der Plan, ein einheitliches Nachrichtenzentrum zu bilden, aus dem Zeitung, Radio, Fernsehen und Social Media ihr Material beziehen, stößt in den verschiedenen Sprachen und Kulturen an seine Grenzen. Themen, Stil, Aufmachung und Sprache des Journalismus sind in der anglophonen Welt anders als in der romanischen oder Deutschland. Während Radio Vatikan und das Fernsehen CTV im neuen Sekretariat voll integriert werden, bleiben das Presseamt wie auch die Zeitung "Osservatore Romano" mit seinen Sprachausgaben außen vor.
Es verstärkt sich somit der Eindruck, das Projekt Kurienreform komme nicht so richtig voran. Beobachter fragen sich nach dem roten Faden der K9-Beratungen. Aus den Presse-Kommuniques ist nicht ersichtlich, nach welchem Konzept der charismatische Rats-Koordinator Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga die Themen und Tagesordnungen zusammenstellt. - Pech hatte der Vatikan freilich auch mit manchen externen Beratergremien, etwa der Kommission "Cosea" für Wirtschaftsfragen. Sie sorgte durch "Vatileaks II" für Schlagzeilen. Ihr frustrierter Leiter Lucio Angel Vallejo Balda gab vertrauliches Material weiter - und landete dafür im vatikanischen Gefängnis.
Im Vergleich zu früheren Kurienreformen liegt das gegenwärtige Projekt allerdings noch gut im Zeitplan. Die beiden letzten Neuordnungen von 1967 und 1988 hatten eine mehr als fünfjährige Vorlaufphase. Freilich liegt es am Papst, einen Rahmen vorzugeben und irgendwann einen Schlussstrich zu ziehen.