Kardinal Marx appelliert an Merz beim Thema Zuwanderung

Migration muss positiv gesehen werden

Ohne Zuwanderung geht in Deutschland im Krankenhaus und bei der Reha nichts. Das weiß der Münchner Kardinal Reinhard Marx aus eigener Erfahrung. Mehr Dankbarkeit gegenüber den Menschen sei angebracht, auch von der Politik.

Symbolbild Pflege / © pics five (shutterstock)

Migration darf nach Ansicht des Münchner Kardinals Reinhard Marx nicht nur als eine Gefährdung für die innere Sicherheit angesehen werden. 

"Wir sind ein Einwanderungsland, und das ist gut so - ein solches Signal erwarte ich auch von einem Kanzler Friedrich Merz und der neuen Bundesregierung, sagte Marx in einem vorab online veröffentlichten Interview der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Es müsse deutlich werden, dass man dankbar sei für die nach Deutschland eingewanderten Menschen.

"Aus eigener Erfahrung weiß ich: Reha, Pflege, Krankenhaus - das könnten wir dichtmachen ohne Zuwanderung", betonte der Erzbischof von München und Freising. Bei den Koalitionsverhandlungen dürfe es deshalb nicht darum gehen, wo überall bei der Migration die Schrauben angezogen werden könnten. "Wir brauchen Humanität und Ordnung - das auch! -, um Zuwanderung positiv zu gestalten."

"Wir müssen alle mitnehmen."

Zugleich warnte Marx davor, intellektuelle Debatten so zu führen, dass sie sich von der Lebenswirklichkeit der Menschen zu lösen scheinen. "Dabei geht es doch gerade darum, dass wir uns in der Gesellschaft nicht gegeneinander ausspielen lassen." Der Gedanke, dass auch Minderheiten beachtet werden müssten und Diskriminierung aufhören müsse, bleibe richtig. 

"Wenn aber der Eindruck erweckt wird, jede Minderheit verdiene mehr Aufmerksamkeit als die große Mehrheit derer, denen etwa Ehe und Familie wichtig sind, dann öffnen wir den Volksverführern ohne Not Tür und Tor. Wir müssen alle mitnehmen."

Die Kirche bemühe sich zwischen verschiedenen Positionen Brücken zu bauen, so der Kardinal. Das setze aber eine vernünftige Dialogbereitschaft voraus, die er im hart rechten Lager bis jetzt nicht erkennen könne. "Gleichzeitig sage ich unseren Partnern in der Mitte der Gesellschaft: Dialog kann nicht heißen, dass nur die Rechten sich bewegen müssen und wir nicht."