Das gab die Pressestelle des Ordinariats am Montag bekannt. Kardinal Reinhard Marx habe "mit sofortiger Wirkung" Wolfs Bitte um Entpflichtung von dieser Aufgabe entsprochen, die er seit 1997 wahrnahm. Seit 27. Januar hatte der promovierte Kirchenrechtler alle seine Ämter ruhen lassen.
Leitung des katholischen Büros Bayern
Laut Mitteilung will der Prälat auch die Leitung des Katholischen Büros Bayern abgeben. Darüber muss die Freisinger Bischofskonferenz befinden, die sich ab Dienstagabend in Regensburg zu ihrer Frühjahrsvollversammlung trifft. Als ihr Vorsitzender wolle Marx die bayerischen Bischöfe um Zustimmung bitten, hieß es. Seit 2010 führt Wolf in München die katholische Kontaktstelle zur Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Freistaat.
Der Kardinal dankte dem Geistlichen in seiner Antwort der Mitteilung zufolge für "diese weitgehende und respektable Entscheidung, durch die Sie persönlich Verantwortung übernehmen in Bezug auf den Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Bereich der Erzdiözese".
Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl
Das vom Erzbistum in Auftrag gegebene und am 20. Januar veröffentlichte Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) kritisiert das Verhalten des Kirchenrechtlers in zwölf Missbrauchsfällen.
Vor allem werfen die Anwälte ihm vor, die Interessen der Beschuldigten vor die der mutmaßlichen Opfer gestellt zu haben. Rechtsbeistände wiesen dies in seinem Namen gegenüber WSW als "unwahr, tendenziös und willkürlich selektiv" zurück.
Am Montag veröffentlichte das Erzbistum auf seiner Internetseite auch eine Stellungnahme Wolfs zum WSW-Gutachten, die dieser mit seinem Rücktrittsgesuch am 23. März vorgelegt habe, wie es hieß.
Wolf gibt Stellungnahme ab
"Auch wenn nach meinem Dafürhalten die meisten mir zur Last gelegten Vorwürfe und Kritikpunkte entkräftet werden können, liegt es nicht in meiner Hand, dies festzustellen, da niemand in eigener Sache Richter sein kann und sein darf", schreibt Wolf.
Er habe Missbrauchsbetroffenen immer persönlich beistehen und zugleich Sexualstraftäter im Raum der Kirche dingfest machen wollen. Der Geistliche bekennt, "dass ich mich nicht nachhaltig genug an die Seite der Opfer gestellt" habe.
"Ich werfe mir heute vor, dass ich nicht hartnäckiger versucht habe, meine Haltung in Einzelfällen in Bezug auf Täter konsequenter durchzusetzen, sei es in den kirchlichen Gremien oder gegenüber einzelnen Verantwortungsträgern. Mein größter Fehler war es wahrscheinlich, dass ich vielfach zu sehr die Rolle des Vermittlers übernommen habe, anstatt jeweils auf meinem eigenen Standpunkt zu beharren." Dafür wolle er die von sexuellem Missbrauch Betroffenen "von Herzen um Vergebung bitten".
Angesichts seiner "gewichtigen Rolle" im Erzbistum, der Kirche in Bayern und darüber hinaus müsse er in diesem Zusammenhang auch persönlich Verantwortung übernehmen, fügt der Geistliche hinzu, bevor er sich detailliert mit den Vorwürfen gegen seine Person auseinandersetzt. Häufig verweist Wolf darauf, dass Entscheidungen nicht in seiner Verantwortung gelegen hätten, sondern bei der Leitung der Bistumsverwaltung, also bei Generalvikar und Erzbischof.
Münchner Betroffenenbeirat begrüßt Entpflichtung
Der Münchner Betroffenenbeirat hat die Entpflichtung des Kirchenrichters Lorenz Wolf unterdessen begrüßt. "Heute ist ein guter Tag, für mich persönlich und für die Aufarbeitung, die jetzt voranschreitet", sagte der Sprecher des Gremiums, Richard Kick, am Montag auf Anfrage.
Wolf habe in durch sein Verhalten viele Betroffene retraumatisiert, nicht nur ihn selbst, fügte der Unternehmer hinzu. Er könne die Entschuldigung des Geistlichen annehmen, ihm aber nicht verzeihen. Gleichwohl fühle er sich "befriedet".
Wolf leitet seine Ausführungen damit ein, er wende sich "an erster Stelle an die Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kirche" und wolle diese "von Herzen um Vergebung bitten" für die von ihm zu verantwortenden Fehler. Kick sagte dazu, der Priester habe bisher zu seinem Gremium keinen Kontakt gesucht.