Am Karfreitag haben die deutschen Bischöfe mehr Einsatz für weltweite Gerechtigkeit und Religionsfreiheit gefordert.Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte die Rolle der Religionsfreiheit weltweit. Bei der Karfreitagsprozession durch die Münchner Innenstadt sagte er laut Redemanuskript: "Wir schauen besonders auf die vielen Christinnen und Christen überall auf der Welt, denen es nicht möglich ist, öffentlich ihren Glauben zu leben."
Es könne keinen Frieden zwischen den Religionen geben, "wenn wir nicht gemeinsam für die Religionsfreiheit aller Menschen eintreten". Dabei erinnerte er an alle, die in ihrer Religionsausübung behindert seien oder sogar verfolgt würden. Das gelte besonders in vielen Ländern, die vom Islam geprägt seien. Es könne keinen Frieden zwischen den Religionen geben, "wenn wir nicht gemeinsam für die Religionsfreiheit aller Menschen eintreten", sagte Marx.
Lob für Papst-Reise
In diesem Zusammenhang begrüßte er die geplante Reise von Papst Franziskus nach Ägypten. Es sei gut, dass dieser Ende April nach Kairo reise, um dort auch mit Vertretern des Islam über den Frieden zu sprechen. Denn die Religionen sollten Werkzeug des Friedens, nicht Werkzeug des Hasses sein.
Karfreitag ist nach Ansicht des Münsteraner Bischofs Felix Genn vor allem eine Ermutigung, sich für andere einzusetzen. Wer die Stationen des Leidensweges Jesu betrachte, könne sehr schnell Verbindungen zu den Lebenserfahrungen der Menschen heute ziehen, sagte er am Karfreitag im Dom zu Münster. "Denken Sie daran, wie viele ungerecht angeklagt und verurteilt werden, wie Menschen ein schweres Schicksal auf sich nehmen und mehrere Male zusammenbrechen."
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete den Karfreitag als eine Generalabsage an jegliches Töten von Menschen. Wer glaube, im Namen Gottes töten zu müssen, könne sich nicht auf Gott berufen, sagte Schick. Das Töten von Menschen für Gott etwa bei Glaubensabfall, Religionswechsel und anderem sei ein Götzendienst - "Abfall von Gott, Perversion Gottes", betonte der Erzbischof.
Mehr Unterstützung für sozial Schwache
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mahnte mehr Beteiligungsgerechtigkeit an. Der Sozialstaat sei nicht wirksam genug dabei, das Entstehen von Notlagen zu verhindern, sagte er bei einem Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel in Bottrop. So erreiche eine für viele erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik oft zu wenig die Langzeitarbeitslosen, deren Befähigungen und Talente stärker gefördert werden müssten.
Overbeck wandte sich zugleich dagegen, mit einer "Rhetorik der Düsternis" und einer "ritualisierten Empörung" Stimmung gegen den Sozialstaat zu machen. Wenn anerkannt werde, was bisher erreicht worden sei, dann könne auch besser über konkrete Leistungen sozialstaatlicher Sicherung gesprochen werden. Heute gehe es darum, «den Gerechtigkeitsverlierern, den Armen am Rand, zu helfen».
Leiden aushalten
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erinnerte an die Bedeutung stiller Feiertage. Diese könnten lehren, "gegenüber dem Leiden der Menschen in der Welt nicht abzustumpfen, sondern dem Horror von Sterben und Gewalt an viel zu vielen Orten dieser Erde ins Gesicht zu schauen", schreibt er in seiner Feiertagsbotschaft. Es sei manchmal schwierig, das Leiden im persönlichen Lebensumfeld oder in der Welt auszuhalten.
Der Karfreitag dagegen lehre, die Dinge zu nennen, wie sie wirklich sind: "Das Leiden der Menschen im persönlichen Umfeld wahrnehmen, es auszuhalten und mitzutragen", so Bedford-Strohm.
Menschen in Bewegung
Bischöfin Ilse Junkermann von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr haben Vertrauen und Hoffnung ins Zentrum ihrer Osterworte gerückt. Die Osterbotschaft lasse Menschen "mitten in der Welt des Todes auf den Weg des Lebens gehen, sich einzusetzen für Frieden und Mitmenschlichkeit", sagte Junkermann. Zudem setze Ostern Menschen in Bewegung zu anderen, denen es übel ergehe, zu Kranken, Flüchtlingen, Kindern in Armut und Obdachlosen.
Ostern ist das älteste Fest der Christen und gilt als Höhepunkt des Kirchenjahres. Gefeiert wird die Auferstehung Jesu und damit die Überwindung des Todes. Die große Symbolik der Feiertage wird für die Gläubigen besonders in der Osternacht deutlich, an deren Ende das Licht die Dunkelheit durchbricht.
Ostern ist Fest des Vertrauens
Die Auferstehung des gekreuzigten Jesus könne man nicht beweisen, sagte Junkermann: "Sie ist, wie so vieles Wichtige in unserem Leben, unsichtbar. Auch Vertrauen und Liebe sind unsichtbar. Aber sie sind da. Sie wirken." So wirke auch die Osterbotschaft.
Neymeyr schrieb in seiner Osterbotschaft, wenige Tage nach der Kreuzigung Jesu hätten seine Anhänger erzählt, er sei von den Toten auferstanden und lebendig zu ihnen gekommen. "Für die Anhänger Jesu war das eine unbestreitbare Tatsache. Sie sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden." Für alle, denen Jesus nach seinem Tod nicht begegnet sei, sei der Glaube an die Auferstehung Jesu indes "eine große Vertrauensübung" gewesen. Vertrauen und Glauben seien daher Geschwister. Ostern sei das Fest des Vertrauens, sagte der katholische Bischof. Für viele bedeute es aber auch ein Familienfest. Fast alle Menschen sehnten sich nach einer Familie, in der sie einander vertrauen könnten.