Kardinal Marx hält das Christentum für noch nicht ausgereizt

Zeitpunkt für einen Aufbruch

Mit Blick auf das bevorstehende Jubiläum "1.300 Jahre Erzbistum München und Freising" im Jahr 2024 zieht der Münchner Kardinal Reinhard Marx Parallelen zur Gegenwart. Damals wie heute stünden Kirche und Gesellschaft vor einem Umbruch.

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das sagte Marx am Freitag in München. "Es geht um die Rolle der Religion in der offenen Gesellschaft. Welche Rolle wird sie spielen? Das ist offen, aber eins ist klar: Das Christentum wird eine Rolle spielen."

Es handle sich um einen "Umbruch, der tief geht, der uns aber nicht ängstigt. Vielleicht fangen wir jetzt an, das Evangelium Schritt für Schritt noch besser zu verstehen."

Zeitpunkt für einen Aufbruch

Das Christentum sei noch nicht ausgereizt, gab sich der Erzbischof von München und Freising überzeugt. Zugleich betonte er, dass es ihm ein großes Anliegen sei, das Jubiläum nicht nur als Anlass für eine Rückschau zu sehen, sondern als Zeitpunkt für einen Aufbruch, wie er sich im achten Jahrhundert ereignet habe: "Hier ist ein Wendepunkt für einen Neuanfang, und heute merkt man, es gibt einen neuen Schwung."

Münchner Kardinal Reinhard Marx
 / © Robert Michael (dpa)
Münchner Kardinal Reinhard Marx / © Robert Michael ( dpa )

Marx ergänzte, der Weg auf Christus zu sei ein "Weg in die Weite, in die größere Kultur, in eine größere Tiefe und Weite der menschlichen Existenz".

Die Bedeutung dieser Entwicklung reiche natürlich über die Grenzen des Erzbistums hinaus: "Europa kann sich nicht verstehen, ohne das Christentum zu verstehen, und das Christentum kann sich nicht verstehen ohne Europa."

Schattenseiten der Geschichte nicht ausblenden

Zugleich gelte es, die Schattenseiten der Geschichte nicht auszublenden und Missstände in der Vergangenheit aufzudecken. In dieser Hinsicht leiste die Archivarbeit der Erzdiözese etwa bei der Aufarbeitung von Missbrauch oder der Online-Edition der Faulhaber-Tagebücher einen wichtigen Beitrag und ermögliche einen klaren Blick auf die negativen Seiten.

Kardinal Joseph Frings (m.), Erzbischof von Köln, und Kardinal Michael von Faulhaber (r.), Erzbischof von München und Freising im Jahr 1951 / © Dux (KNA)
Kardinal Joseph Frings (m.), Erzbischof von Köln, und Kardinal Michael von Faulhaber (r.), Erzbischof von München und Freising im Jahr 1951 / © Dux ( KNA )

Marx äußerte sich in einem Grußwort zur Tagung "Bistumsgeschichte original. Historische Quellen von Korbinian bis heute neu befragt".

Die Tagung fand in Zusammenarbeit mit der Domberg-Akademie, dem Verein für Diözesangeschichte und dem Archiv der Erzdiözese statt.

Der heilige Korbinian begann im Jahr 724 sein Wirken auf dem Freisinger Domberg. Das Jubiläumsjahr beginnt mit der traditionellen Korbinianswallfahrt, die zwischen 18. und 24. November 2023 auf den Freisinger Domberg führt, und endet mit der Korbinianswallfahrt im November 2024.

Erzbistum München und Freising

Das Erzbistum München und Freising ist mit rund 1,61 Millionen Katholiken (Stand: Mai 2021) das größte unter den sieben bayerischen Bistümern und eine der bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Sie erstreckt sich über eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern vorwiegend auf Oberbayern und ging hervor aus dem Hochstift Freising, das der heilige Bonifatius 739 errichtete. Nach der Säkularisation 1821 wurde der Bischofssitz nach Münchenverlegt und die Erhebung zum Erzbistum verfügt.

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Quelle:
KNA