Kardinal Marx mahnt zu Menschenwürde bei Migrationspolitik

Botschaft im Fastenhirtenbrief

Der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx hat an die politischen Parteien in Deutschland appelliert, beim Thema Migration die Würde des Menschen im Blick zu behalten. Zudem ruft er Christen zum politischen Engagement auf.

Migranten / © Alessio Tricani (shutterstock)

"Es gibt keine Rassen, es gibt nur Menschen mit gleicher Würde!", schreibt Marx in seinem Fastenhirtenwort für das Erzbistum München und Freising zu Beginn der österlichen Bußzeit. In Anlehnung an das Leitwort des Heiligen Jahres, "Pilger der Hoffnung sein – gerade jetzt!", ermutigt er zudem Christinnen und Christen dazu, sich zu engagieren für eine "Politik, die Chancen für alle anstrebt".

Reinhard Kardinal Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)

Der Kardinal mahnt zu mehr Menschlichkeit und Vernunft im Umgang mit der Migration in Deutschland: "Wohlstand und Chancengerechtigkeit werden die kommenden Generationen nur haben, wenn es in unserem Land eine wirkliche Willkommenskultur gibt, in der Menschen, die bei uns arbeiten und sich integrieren wollen, positiv begrüßt werden." 

Es könne nicht sein, dass "Menschen, die vor Hunger und Klimakatastrophen, Verfolgung, Folter, Krieg und Gewalt fliehen, an unseren Grenzen zurückgeschickt werden". Sie als Bedrohung anzusehen und auszugrenzen sei "nicht nur unchristlich, sondern unvernünftig".

Christen sollen sich einmischen

Auch deshalb ist nach den Worten von Marx "eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit Parteien und Bewegungen, die in weiten Teilen rechtsradikal und völkisch national denken, für demokratische Parteien inakzeptabel". Angesichts immer weiter auseinanderdriftender politischer Positionen hebt er den wichtigen Beitrag der Kirche zur Wertebildung hervor. 

Zwar sei es wichtig, die Aufgaben von Kirche und Staat voneinander zu trennen, dennoch sollten sich Christinnen und Christen einmischen und engagieren. Selbst Bischöfe hätten durchaus den Auftrag, die Prinzipien des Gemeinwesens in Erinnerung zu rufen, führt der Kardinal weiter aus.

Sie sollten deutlich machen, wie aus der Perspektive des Evangeliums mehr Klarheit gewonnen werden könne, etwa für notwendige Schritte des politischen Handelns. Er hoffe darauf, dass die Länder Europas und der Welt zusammenarbeiten können, um eine Politik zu entwickeln, die Chancengerechtigkeit fördere und eine gute wirtschaftliche Entwicklung voranbringe, "aber nie gegen andere, sondern immer mit anderen zusammen".

Viele Herausforderungen

Neben den Themen Wirtschaft, Klimawandel und Migration sieht Marx noch viele weitere Herausforderungen für die nächste Bundesregierung.

Dazu zähle etwa eine gerechte Alterssicherung, die Zukunft der Pflege, Fragen der Sicherheit und Verteidigung: "Ich hoffe und bete, dass in den nächsten Wochen konstruktiv miteinander gerungen wird."

Erzbistum München und Freising

Um das Jahr 724 kam der Heilige Korbinian aus Arpajon bei Paris als Wanderbischof nach Freising und predigte in Altbayern den christlichen Glauben. Er ist der geistliche Vater des Bistums Freising und des Erzbistums München und Freising. 739 wurde das Bistum Freising errichtet und entwickelte sich in der Folge zum kulturellen Zentrums Altbayerns. 

Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo (shutterstock)