Deshalb dürften religiöse Tradition und Reformen nicht gegeneinander ausgespielt werden. "Reformen sind Teil der Tradition der Kirche", sagte der Münchner Erzbischof an diesem Montag in Bonn.
Die Heilige Schrift und ihre Normen können nach den Worten von Marx nur in der Gemeinschaft des Volkes Gottes erschlossen werden. Dies geschehe in einem kommunikativen Prozess, in dem aber nicht einfach die Mehrheitsmeinung bestimmend sei. Vielmehr komme dem kirchlichen Lehramt die Verantwortung zu, beim Weg zwischen Tradition und Reformen für die Einheit der Kirche von New York bis München-Schwabing zu sorgen.
Vielfältige theologische Debatten
Dabei agiert das Lehramt laut Marx aber nicht losgelöst, sondern es sei eingebunden in den Gesamtkommunikationsprozess der Kirche. Als beispielhaft für einen solchen Dialog nannte er die Bischofssynoden über Ehe und Familie 2014 und 2015. Mit Blick auf die Beratungen habe es vielfältige theologische Debatten und zwei von Papst Franziskus angestoßene Umfragen unter den Kirchenmitgliedern gegeben.
Auch der frühere Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Younan, betonte die Notwendigkeit, dass sich die Kirche ständig reformieren müsse. Dabei dürfe sie aber ihre Tradition nicht ignorieren.
Jahrestagung des Internationalen Rates der Christen und Juden
Marx äußerte sich bei der Jahrestagung des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ) in Bonn. Daran nehmen bis Mittwoch unter dem Titel "Reformieren - Interpretieren - Revidieren. Martin Luther und 500 Jahre Tradition und Reform in Juden- und Christentum" Experten aus aller Welt teil. Es geht unter anderem um Tradition und Reform in Christentum und Judentum.