Kardinal Marx würdigt Döpfner

Nicht das Versagen verschweigen

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat mit einem Gedenkgottesdienst an den früheren Erzbischof von München und Freising, Kardinal Julius Döpfner (1913-1976), erinnert. "Wir sehen seine große Gestalt vor uns", so Marx am 46. Todestag.

Kardinal Julius August Döpfner, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising, bei der Sitzungsperiode der Würzburger Synode im Jahr 1972  (KNA)
Kardinal Julius August Döpfner, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising, bei der Sitzungsperiode der Würzburger Synode im Jahr 1972 / ( KNA )

"Aber wir verschweigen auch nicht das große Versagen", so der Kardinal am Sonntag. Es gelte zu sehen, "was an Versagen von uns allen da war". Sowohl Döpfner als auch Marx wurde in dem im Januar vorgestellten Münchner Missbrauchsgutachten falsches Agieren im Umgang mit Missbrauchsfällen vorgeworfen.

Fehlverhalten in 14 Fällen

Konkret attestierten die Gutachter Döpfner Fehlverhalten in 14 Fällen. Marx hielten die Gutachter vor, Missbrauchsfälle lange nicht als Chefsache behandelt und in erster Linie Generalvikar und Ordinariat überlassen zu haben. Eine Änderung habe sich erst ab dem Jahr 2018 ergeben. Weiter warfen die Gutachter dem heutigen Erzbischof vor, zwei Fälle nicht an die Glaubenskongregation gemeldet zu haben.

Jüngster Bischof der Weltkirche

Der Unterfranke Döpfner zählt zu den prägendsten katholischen Gestalten der Nachkriegszeit. Mit nur 34 Jahren wurde der promovierte Theologe aus der Rhön 1948 in Würzburg zum jüngsten Bischof der Weltkirche. 1957 wechselte er nach Berlin, ab 1961 war Döpfner Erzbischof in München und Freising. Seit 1965 leitete er die Deutsche Bischofskonferenz. Als einer von vier Moderatoren nahm er maßgeblichen Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965).

Zur Umsetzung der dort beschlossenen Reformen in West-Deutschland initiierte und leitete er die Würzburger Synode (1971-1975). 1976 starb der Kardinal überraschend im Alter von nur 62 Jahren.

Zweites Vatikanisches Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war die bislang letzte beschlussfassende Versammlung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche. Rund 2.800 Konzilsväter debattierten im Petersdom darüber, wie die Kirche ihre Botschaft unter den Bedingungen der modernen Welt und von weltanschaulichem Pluralismus verkünden kann. Weitere Themen waren eine Reform von Liturgie und Priesterausbildung, die Einheit der Christen und die Aussöhnung von Kirche und Judentum.

II. Vatikanisches Konzil vom 11. Oktober 1962 bis zum 8. Dezember 1965 / © N.N. (KNA)
II. Vatikanisches Konzil vom 11. Oktober 1962 bis zum 8. Dezember 1965 / © N.N. ( KNA )
Quelle:
KNA