Mit diesen Worten analysiert der frühere Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation die Situation in einem Interview mit der katholischen Zeitung "Die Tagespost" in Würzburg. "Den Streit kann man weder aussitzen noch durch einen versuchten K.-o.-Schlag lösen."
Müller sagt, es gelte "mit einem Vorschuss des Vertrauens die theologischen und pastoralen Probleme sachlich lösen und den betroffenen Personen bestmöglich auf ihrem Weg zu Gott helfen". Dabei könne an der Unauflöslichkeit der Ehe nicht gerüttelt werden.
In der Seelsorge nicht untätig bleiben
Angesichts der vielen Ehekrisen dürfe man aber auch nicht in der Seelsorge untätig bleiben. "Irgendwie sind beide Anliegen richtig. Die einen stellen vor einem gefährlichen Graben ein Stoppschild auf, die andern versuchen schon Brücken darüber zu bauen." Auf dem Weg des Heils sei "beides notwendig".
Der Kardinal kritisierte zugleich die Auslegungen mehrerer nationaler und regionaler Bischofskonferenzen, unter anderem in Malta und auf den Philippinen, die aus dem Papstschreiben eine unter bestimmten Umständen mögliche Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Kommunion ableiten. Manche dieser bischöflichen Erklärungen meinten, auf grundlegende Auslegungsprinzipien der katholischen Kirche verzichten zu können, bemängelte Müller. Der Beifall der veröffentlichten Meinung sei aber "gar kein theologisches Kriterium".