Das sagte Ramazzini dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in Erfurt. Er habe den Vorgang dann öffentlich gemacht, "damit es alle Welt weiß" und um eine Reaktion der Generalstaatsanwaltschaft zu provozieren. Diese habe inzwischen reagiert und erklärt, dass nichts gegen ihn vorliege.
"Damit ist dieser Fall für mich abgeschlossen", so der Kardinal. Ihm sei wichtig, dass nun feststehe, dass er unbescholten sei. Allerdings seien in den vergangenen Tagen einige Professoren und Studierende der Universität San Carlos nach Protesten ins Gefängnis gesteckt worden, sagte Ramazzini. Sie hätten sich dagegen gewehrt, dass ihnen ein der noch amtierenden Regierung genehmer Rektor vorgesetzt worden sei. Nach einer Zahlung von Kaution habe man sie wieder freigelassen.
Bernardo Arevalo könnte nachfolgen
Er gehe davon aus, dass nun Mitte Januar der erklärte Wahlsieger Bernardo Arevalo sein Amt antreten könne, so der Kardinal. Spannend bleibe auch, ob seine nach der Wahl verbotene Partei Semilla vom Obersten Gerichtshof von den Anklagen freigesprochen wird, die vollkommen falsch seien. Der Ausgang des Prozesses sei jedoch völlig ungewiss, sagte Ramazzini. "Bleibt die Partei ausgeschlossen, hätte der neue Präsident keinen Rückhalt. Das würde ihn deutlich schwächen."
Ramazzini ist Gast von Adveniat und predigte am Sonntag in Erfurt im Eröffnungsgottesdienst zur bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion "Flucht trennt. Hilfe verbindet."
Krise erschüttert das Land
Guatemala wird derzeit von einer politischen Krise erschüttert. Bei den Präsidentenwahlen im August hatte sich überraschenderweise der linke Systemkritiker Bernardo Arevalo de Leon durchgesetzt. Seitdem versuchen die noch amtierende rechte Regierung und die Staatsanwaltschaft, das Wahlergebnis anzufechten. Kardinal Ramazzini hatte sich auf die Seite des Wahlsiegers gestellt und die staatlichen Institutionen scharf kritisiert. Die USA und die EU fordern Guatemala auf, das Wahlergebnis anzuerkennen und eine friedliche Machtübergabe zu garantieren.