Gerade in der Pandemie habe sich die spirituelle Sehnsucht vieler Menschen gezeigt, sagte der Kardinal in einem Interview der französischen Zeitung "Le Figaro" (Freitag). Es sei "ein Paradoxon unserer Zeit", dass die Zahl der Gottsuchenden immer größer werde, die öffentliche Debatte und politische Szene ihn aber immer mehr ausschließe.
"Es ist daher an der Zeit, dass die Kirche zu dem zurückkehrt, was von ihr erwartet wird: von Gott, von der Seele, vom Jenseits, vom Tod und vor allem vom ewigen Leben zu sprechen", so der 77-Jährige.
"Die Kirche existiert, damit es Heilige gibt"
Wer das spirituelle Leben leugne, leugne das, was Männern und Frauen Würde verleihe, fügte der Kardinal hinzu, der unlängst einen "Katechismus des geistlichen Lebens" veröffentlicht hat. "Was ist ohne inneres Leben noch großartig in unserem Leben? Was bleibt, das den Gesetzen des Marktes und der Materie entgeht?", fragt er in dem Interview.
Er kritisiert: "Wir verbringen zu viel Zeit damit, über die Strukturen der Kirche zu sprechen. Niemand interessiert sich! Was zählt, ist unser ewiges Leben, unser inneres Leben der Freundschaft mit Gott. Die Kirche existiert, damit es Heilige gibt. Der Rest ist zweitrangig."
Kirche sei keine Nichtregierungsorganisation
Die Menschen wollten die Begegnung mit einem Priester, um Gott zu suchen, "nicht um den Planeten zu retten", so Sarah. Auch Papst Franziskus erinnere daran, dass die Kirche keine Nichtregierungsorganisation sei. "Er sagte am Tag nach seiner Wahl: Wenn sie aufhört, Gott durch das Gebet zu suchen, riskiert die Kirche, zu verraten." Gott begegne man vor allem in den Sakramenten wie der Taufe oder der Beichte.
Der aus Guinea stammende Kurienkardinal war von 2014 bis 2021 Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.