Kardinal und UN fordern friedliche Lösung

Chaos in Sri Lanka

In Sri Lanka spitzt sich die Lage nach der Flucht von Präsident Gotabaya Rajapaksa und inmitten der schweren Wirtschaftskrise weiter zu. In der Hauptstadt Colombo gab es erneut Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten.

Demonstranten vor dem Büro des sri-lankischen Premierministers 
 / © Eranga Jayawardena (dpa)
Demonstranten vor dem Büro des sri-lankischen Premierministers / © Eranga Jayawardena ( dpa )

Nachdem bekannt wurde, dass der unpopuläre Premierminister Ranil Wickremesinghe bis zur Wahl eines neuen Präsidenten als Interims-Staatsoberhaupt fungieren soll, gab es in Colombo erneut gewaltsame Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten, wie der der asiatische Pressedienst Ucanews (Donnerstag) berichtet. Nach Massenprotesten am Samstag war Rajapaksa auf die Malediven geflüchtet.

Erzbischof begrüßt Rücktritt des Präsidenten

Kardinal Albert Malcolm Ranjith / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Albert Malcolm Ranjith / © Romano Siciliani ( KNA )

Colombos Erzbischof, Kardinal Malcolm Ranjith, forderte die Demonstranten laut Ucanews auf, das Erreichte nicht durch unüberlegte Aktionen zu gefährden. Er rief seine Landsleute zudem auf, derzeit nicht zu weiteren Protesten in die Hauptstadt zu kommen. Gemeinsam mit führenden buddhistischen Mönchen unterstützt der Kardinal seit Monaten die Forderung der Demonstranten nach dem Rücktritt von Präsident und Regierung.

Guterres mahnt zu friedlicher Lösung

UN-Generalsekretär Antonio Guterres / © Albin Lohr-Jones (dpa)
UN-Generalsekretär Antonio Guterres / © Albin Lohr-Jones ( dpa )

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief Sri Lankas Politiker am Donnerstag zu einer friedlichen Lösung des Konflikts auf. "Es ist wichtig, dass auf die Ursachen des Konflikts und die Beschwerden der Demonstranten eingegangen wird. Ich fordere alle Parteiführer auf, einen friedlichen und demokratischen Übergang im Geist des Kompromisses anzugehen", twitterte Guterres. Wenn sich die Parteien auf eine Regierung der nationalen Einheit einigen können, soll das Parlament am Mittwoch (20. Juli) einen neuen Präsidenten wählen.

Sollte es keine Einigung geben, wollen führende buddhistische Mönche eigene Kandidaten vorschlagen.

Ausgangssperre in Colombo

Ranil Wickremesinghe, Premierminister von Sri Lanka und Übergangspräsident
Ranil Wickremesinghe, Premierminister von Sri Lanka und Übergangspräsident

Der amtierende Präsident Wickremesinghe verhängte unterdessen eine Ausgangssperre über Colombo und ließ den Zugverkehr in die Hauptstadt einstellen. Laut Berichten srilankischer Medien wurde beim Obersten Gericht der Erlass von Ausreiseverboten für zwei Brüdern des geflohenen Präsidenten sowie für den Chef der Zentralbank beantragt.

Mahinda Rajapaksa, Präsident von 2005 bis 2015, war bis zu seinem Rücktritt im Frühjahr Premierminister, Basil Rajapaksa Finanzminister.

Sri Lanka befindet sich derzeit in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit seiner Unabhängigkeit 1948. Rajapaksa und seinem Clan wird vorgeworfen, das Land durch wirtschaftliches Missmanagement in den Bankrott getrieben zu haben.

Sri Lankas Präsident setzt sich auf die Malediven ab

Sri Lankas faktisch entmachteter Präsident Gotabaya Rajapaksa hat den Krisenstaat in der Nacht zu Mittwoch per Flugzeug verlassen. Eine Militärmaschine mit Rajapaksa und seiner Ehefrau an Bord landete am frühen Morgen auf dem Hauptstadtflughafen der Malediven in Male, wie die dortigen Behörden bestätigten. Der 73-Jährige war zuletzt zur Zielscheibe von Massenprotesten in seinem Land geworden, wo Demonstranten seinen Rücktritt und den des Premierministers Ranil Wickremesinghe forderten.

Gotabaya Rajapaksa / © Eranga Jayawardena (dpa)
Gotabaya Rajapaksa / © Eranga Jayawardena ( dpa )
Quelle:
KNA