Seine Predigt im Pontifikalamt zur Dreikönigswallfahrt 2023 begann Kardinal Woelki mit den Worten: „Wir wünschen uns gegenseitig Frieden. Mehr noch, wir wünschen uns gegenseitig Wohlergehen. Wir wünschen uns Shalom.“
Damit verwies er auf die diesjährige Losung der Wallfahrt, "Pacem in terris", Frieden auf Erden – ein Wort aus dem Lukasevangelium und der Titel vor 60 Jahren erschienenen Friedensenzyklika von Papst Johannes‘ XXIII.
Das ursprünglich hebräische Wort "Shalom", das sich an vielen Bibelstellen finde, meine Sicherheit, Gesundheit, Zufriedenheit, Wohlergehen und Wohlbefinden – letztlich bedeute es "so etwas wie Heil und das in einem ganz umfassenden Sinn", so Kardinal Woelki.
Friede kommt aus Hinwendung zu und Versöhnung mit Gott
Gleichsam hob er den gegenseitigen Friedenswunsch als integralen und wiederkehrenden Bestandteil der Heiligen Messe und die Friedensmission der Christen gegenüber der Welt hervor.
Die Welt brauche "nichts nötiger als das", doch "woher kommt dieser Friede, den wir in die Welt tragen sollen"?
Kardinal Woelki beantwortet die Frage sogleich: "Er kommt aus der Hinwendung zu Gott. Er kommt aus der Versöhnung mit ihm. Das können wir nicht aus eigenen Kräften leisten. Das brauchen wir auch nicht, denn Gott hat das bereits für uns getan. Er hat das Werk der Erlösung, das Werk der Aussöhnung, vollbracht, indem er seinen Sohn in unsere Welt gesandt hat und ihn für uns am Kreuz dahingegeben hat."
Gott hat den Frieden als Frucht des Kreuzes reifen lassen
"Christus ist unser Friede", so Woelki weiter. "Gott also ist der große Friedensstifter. Er hat den Frieden als Frucht des Kreuzes reifen lassen. In seinem Sohn reicht er uns seinen Frieden und seine Versöhnung dar, damit wir diesen seinen Frieden in unserer so friedlosen Welt leben und bezeugen können. Dazu ist er Mensch geworden."
Neben dem in Köln als Hochfest zelebrierten Weihetag des Kölner Doms – an dem dieses Jahr zudem Prälat Josef Sauerborn in den Ruhestand verabschiedet wurde – erinnere die diesjährige Dreikönigswallfahrt mit ihrem Motto.
Frieden auf Erden, so Erzbischof Woelki, sei eigentlich schon zur Zeit der Geburt Jesu das Gebot der Stunde gewesen – war es doch "der neugeborene Friedensfürst, Gottes eingeborener Sohn", der in der Krippe gebettet war, zu dem die drei Magier aus dem Osten dem Stern folgten.
Taten von Herodes zeigen Auswüchse kalter Machtpolitik
Schon damals hätte das Verhalten der Schriftgelehrten gezeigt, dass die Botschaft Jesu nicht jeden erreichte: "Ihr Herz bleibt kalt, der Stern bringt sie nicht in Bewegung."
In Herodes, so Woelki, hätte sich sogar Wut, Neid und Hass geregt, als er ihr gewahr wurde.
Der Rest ist Geschichte und doch nach wie vor aktuell: "Wohin eine solche, auf Machterhalt ausgelegte Politik führen kann, zeigt brutal und hemmungslos der Kindermord von Bethlehem."
Europa macht größten Anteil unter den Rüstungsausgaben aus
Mit Blick auf die heutige Lage mahnt Woelki an, dass es immerhin Europa sei, das den größten Anteil der weltweit gestiegenen Rüstungsausgaben ausmache.
"Und das", ergänzt der Kölner Erzbischof, "obwohl schon ein Bruchteil der Waffen, die bereits jetzt vorhanden sind, genügen würde, um das Leben auf der Erde auszutilgen."
Andererseits dürfe nicht jener Unfrieden verschweigen werden, "der schon seit längerem auf vielgestaltige Weise in Kirche und Gesellschaft eingezogen ist und die Atmosphäre unter uns vergiftet".
Weil die Sehnsucht nach Frieden im Grunde aber die Sehnsucht aller Menschen sei, hatte Papst Johannes XXIII. seine Enzyklika an alle Menschen guten Willens gerichtet. Das Interesse an Frieden eine alle Menschen guten Willens.
Gebet laut Woelki "stärker als alle Waffen dieser Erde und Werkzeug für Frieden"
Dazu aber würden Streit, Hass und Krieg nicht passen, vielmehr etwas "das unsere Herzen verwandelt".
"Buße, Umkehr, erneute Hinwendung zu Gott und vor allem Gebet. Denn davon, liebe Schwestern und Brüder, bin ich zutiefst im Glauben überzeugt, dass unser Gebet vor Gott stärker als alle Waffen dieser Erde und so ein wirksames Werkzeug für den Frieden in dieser Welt ist."
Papst Johannes XXIII. habe sich sich wenige Monate nach dem atomaren Abgrund der Kubakrise, als der Kalte Krieg fast eskaliert wäre, mit seiner Enzyklika gegen einen Rüstungswettlauf und für die Ächtung von Atomwaffen gewandt.
Heute fordern die Papstworte von damals heraus
Streitigkeiten zwischen den Völkern, so seine Überzeugung, könnten nicht durch Waffengewalt, sondern allein durch Verträge und Verhandlungen beigelegt werden.
Darum, ruft Woelki die Worte des Papstes in Erinnerung, widerstrebte es in unserem Zeitalter der Vernunft, den Krieg noch als einige Zeit, noch als noch das geeignete Mittel zur Wiederherstellung verletzter Rechte zu betrachten.
"Ich bin mir bewusst, liebe Schwestern und Brüder, dass das angesichts eines Krieges, der sich gegen die Verletzung der Souveränität eines Landes, nämlich der Ukraine, wehrt, herausfordernde Worte des Papstes sind, die schon damals nicht überall auf Lob gestoßen sind."
Kardinal Woelki dankt Papst Franziskus für Friedensbemühungen
Bei aller Wertschätzung für die Friedensbotschaft des Papstes hätten sich damals westliche Politiker vor einem zu offenen Gesprächsangebot an die kommunistischen Regime gescheut.
"Aber genau aus diesem Grund bin ich zutiefst davon überzeugt, dass es im Letzten nur um eines gehen kann, nämlich darum, nicht nachzulassen und immer und immer wieder neue Möglichkeiten zu generieren, diplomatische Möglichkeiten und sie auszuschöpfen."
Insofern sei Kardinal Woelki Papst Franziskus dankbar dafür, dass er sich auf diesem Wege um ein Ende des Krieges in der Ukraine bemühe.
Ultima Ratio des Krieges bringt am Ende nur neuen Unfrieden hervor
"Angesichts der Ultima Ratio des Krieges ruft er so allen Menschen guten Willens immer wieder ins Gedächtnis, dass es eigentlich anders sein sollte, dass eigentlich kein Krieg sein soll, dass Krieg keine Lösung ist, sondern im Letzten nur weiter Hass und Leid und Verwundung und Zerstörung und Tod hervorbringt und damit im Letzten am Ende nur neuen Unfrieden."
Er erinnere uns an den Friedensauftrag der Kirche – im Großen wie im Kleinen.
Friede mit Gott und Friede mit sich und anderen gehören zusammen
"Auch in unserem persönlichen Leben, auch im Leben der Kirche, gerade im Angesicht von Streit, von zerrütteten Beziehungen, vermeintlich unüberbrückbaren Differenzen, sollten wir uns daran erinnern, dass nur wo Gott sich mitteilt und nur wo er als Gott anerkannt und verherrlicht wird, wo der Mensch also in Frieden mit Gott lebt, auch Friede umfassend und auf Dauer in den menschlichen Beziehungen bestehen kann."
Woelki beendete seine Predigt mit den Worten: "Friede des Menschen mit Gott, Friede des Menschen mit sich im eigenen Herzen und der Friede der Menschen untereinander. Das alles gehört zusammen. Gott gebe es."
Über die Dreikönigswallfahrt 2023
Die Kölner Dreikönigswallfahrt findet zeitlich immer um den Weihetag des Domes, den 27. September, statt. Das Pontifikalamt mit dem Kölner Erzbischof am Sonntag war daher die äußere Feier zu diesem Anlass. Die große Domorgel spielte Winfried Bönig, die Truhenorgel zur Begleitung des Chores spielte Simon Schuttemeier. Es sang der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich.
Pacem in terris
Das Leitwort der diesjährigen Dreikönigswall-fahrt lautet „Pacem in terris“ – ein Wort aus dem Lukasevangelium; es ist die Friedensbotschaft der Engel in der Heiligen Nacht. Domdechant Robert Kleine: „Wir nehmen das Streben nach Frieden und Gerechtigkeit mit auf den Weg zum Dreikönigenschrein. Ein Frieden, der in den aktu-ellen Zeiten der weltweiten Krisen und Konflikte nicht dringlicher ersehnt werden könnte.“
Zugleich erinnert das Leitwort an die vor 60 Jahren von Johannes XXIII. veröffentlichte, gleichnamige Sozialenzyklika. An einer Welt des Friedens mitzubauen, gegründet auf die vier Säulen Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit, ist eine bleibende Aufgabe. „Das Schreiben an alle Menschen guten Willens leitet das Engagement für den Frieden direkt aus dem Wesen Gottes und dem Handeln Jesu ab. Lassen wir uns davon inspirieren und selbst durch unser Tun zu Friedensstiftern werden! Denn der Frieden beginnt im Kleinen“, so Domdechant Kleine.
Quelle: https://www.koelner-dom.de/aktuelles
„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen hinausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. …“ (Mt 20,1)
Impuls zum Evangelium Mt 20,1-16 von Gaby Faber-Jodocy
Mit den Arbeitern der ersten Stunde einigt sich der Gutsbesitzer im Voraus über den Lohn, denen der dritten, sechsten und neunten Stunde verspricht er einen »rechten« Lohn, die der elften Stunde, die von niemandem angewor-ben worden waren, schickt er einfach nur in seinen Weinberg!
Erstens entspricht ein Denar dem, was ein Tagelöhner zur Zeit Jesu brauchte, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu bestreiten. Es war demnach kein Hungerlohn.
Zweitens spielt der Gutsherr mit offenen Karten: Er lässt den Lohn öffentlich an alle auszahlen! Niemand braucht lange Recherchen anzustellen, um etwaige vermeintliche Ungerechtigkeiten aufzudecken.
Drittens wirbt er als Arbeitgeber offen alle Arbeiter an, die zur Verfügung stehen, geht also nicht den Weg des Protektionismus. Eigentlich wären das doch drei wertvolle Denkansätze, um Arbeit und Entlohnung in unserer Welt gerecht(er) zu gestalten!
Jesu Erzählung zielte natürlich nicht auf gerechte Lohnpolitik, sondern auf die Verkündigung der unendlichen Güte des himmlischen Vaters gegenüber allen Menschen und ganz besonders gegenüber jenen, die etwas mehr Zeit brauchten, um sich auf ihn einzulassen. Gegen eine gerechte und ausgewo-gene Lohnpolitik hätte er aber bestimmt nichts einzuwenden gehabt.
Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, September 2023, www.tedeum-beten.de