Die Mitsprache katholischer Laien, Mitgliederwahlen und eine bischöfliche Personalie: Die Tagesordnung für die diesjährige Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist gut bestückt. Rund 180 Delegierte des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus treffen sich am Freitag und Samstag in Bonn. Als Gast dabei ist Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD).
Thema Zukunft der Alterssicherung
Denn: Es geht um die Zukunft der Alterssicherung. Dazu spricht die Ministerin. Auch das ZdK hat sich mit dem Thema beschäftigt. Die Delegierten wollen den internen Entwurf "Generationengerechtigkeit, Solidarität und Eigenvorsorge - Sozialethische Anforderungen an eine Alterssicherung in der Lebens- und Arbeitswelt von morgen" beraten und beschließen.
Nahles könnte bald dem ZdK angehören. Auf dem Treffen steht die Wahl der 45 Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft an, die alle vier Jahre stattfindet. Die Ministerin gehört zu den bisher nicht in dem Gremium vertretenen Kandidaten. Hinzu kommen etwa auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (beide SPD), der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Heinrich Detering, und der EVP-Fraktionschef im Europaparlament, Manfred Weber (CSU).
Hans Joachim Meyer und Alois Glück verabschieden sich
Die Einzelpersönlichkeiten bilden mit Vertretern der Diözesanräte und Verbandsvertretern die ZdK-Vollversammlung. Nicht mehr antreten bei dieser Wahl werden mit Hans Joachim Meyer (CDU) und Alois Glück (CSU) zwei frühere Präsidenten des Zentralkomitees. Vor einem Jahr war Glück von Thomas Sternberg an der Spitze des ZdK abgelöst worden. Seitdem hat dieser auch heiße Eisen nicht gescheut: vom Zölibat über ein mögliches Frauendiakonat bis zur Auseinandersetzung mit der AfD.
Als einer der innerkirchlichen Schwerpunkte steht die Frage der Mitsprache von Laien in der Kirche an: Zur sogenannten Synodalität liegt ebenfalls ein Entwurf zum Beschluss vor. Sternberg hatte erst kürzlich mehr Mitbestimmung der katholischen Laien in der Kirche auf Bundesebene gefordert. Als eine Möglichkeit sieht er eine Stärkung der "Gemeinsamen Konferenz" von Bischofskonferenz und ZdK.
Auf der Tagesordnung stehen auch Planungen für einen dritten Ökumenischen Kirchentag 2021. Zudem wollen sich die Delegierten mit dem für 2018 in Münster geplanten 101. Deutschen Katholikentag zum Thema Frieden befassen.
Fürst übergibt an Heße
Nach 16 Jahren als Geistlicher Assistent wird überdies der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst (67) aus dem Amt verabschiedet und Hamburgs Erzbischof Stefan Heße (50) eingeführt.
Das hat auch eine politisch-kirchenpolitische Dimension. Der Geistliche Assistent des ZdK wird von der Bischofskonferenz entsandt und nimmt eine Art Scharnierfunktion wahr. Fürst selbst beschreibt die Rolle als die eines "Brückenbauers". Und Brücken gab es in mehr als eineinhalb Jahrzehnten eine ganze Menge zu errichten.
"Nachhaltig belastet" hat das Verhältnis der Laien zu den Bischöfen die Gründung der Schwangerenberatungsstellen von "Donum Vitae". Es war eine Folge des von Papst Johannes Paul II. verordneten Ausstiegs der katholischen Kirche aus dem staatlichen Beratungssystem. Manche Diözesen gingen so weit, verdienten Laien wie der Ex-ZdK-Präsidentin und späteren "Donum Vitae"-Bundesvorsitzenden Rita Waschbüsch ein Auftrittsverbot in kirchlichen Einrichtungen aufzuerlegen.
Versöhnliche Töne
Doch diese Zeiten sind vorbei, und Fürst schlägt bewusst versöhnliche Töne an: "Heute sollten wir sehen: Es gibt mehr Gemeinsamkeit als gedacht. Es geht um unterschiedliche Wege, die zum selben Ziel führen, dem Schutz des Lebens." Fürst verstand sich auch bei abweichender eigener Haltung in Sachfragen immer als "Anwalt des Laienkatholizismus. Und das werde ich auch bleiben."
Verantwortliche im ZdK bescheinigen dem Bischof, segensreich gewirkt und seine Rolle "als sanfter Vermittler" genutzt zu haben - und das ohne formales Stimm- oder Vetorecht. Fürst sei immer ein Fürsprecher des ZdK gewesen. Er selbst zeigt sich "dankbar und bereichert durch großartige Menschen, denen ich begegnet bin und mit denen ich zusammenarbeiten durfte".