Der Stephanskirchener Pfarrer Fabian Orsetti sprach am Mittwoch gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur von einem "Experiment", das seine Gemeinde zum "Jahr der Barmherzigkeit" initiiert habe. In den nächsten Tagen werde der Helferkreis der Pfarrei die derzeit in Stephanskirchen in mehreren Unterkünften lebenden rund 200 Flüchtlinge persönlich einladen. Sie stammten unter anderem aus Eritrea, Syrien und Afghanistan und seien überwiegend keine Christen.
Interreligiöse Wallfahrt
Ziel ist die rund fünf Kilometer entfernte Rosenheimer Kirche Heilig Blut, wo sich derzeit eine anlässlich des Heiligen Jahrs der Barmherzigkeit eingerichtete "Heilige Pforte" befindet. Inhaltlich steht die Wallfahrt im Zeichen eines der sieben Werke der Barmherzigkeit: "Fremde beherbergen". Dabei soll auf die zentrale alttestamentliche Gestalt des Abraham eingegangen werden, der von Christen und Muslimen als Vater des Glaubens verehrt wird.
Nach den Worten des Pfarrers sollen sich die Flüchtlinge an drei Stationen unterwegs in die Gestaltung der Wallfahrt einbringen und von Erlebnissen in ihrer Heimat erzählen. Dolmetscher würden noch gesucht, da viele weder Deutsch noch Englisch könnten. Keinesfalls wolle seine Pfarrei Muslime "für die katholische Sache vereinnahmen." Vielmehr gehe es darum, an deren Leben Anteil zu nehmen und umgekehrt. Ein möglicher Hinderungsgrund könne gegenwärtig der muslimische Fastenmonat Ramadan sein. In dieser Zeit ist es Muslimen nicht erlaubt, tagsüber zu essen oder zu trinken.
Gelebte Integration
Orsetti verwies zugleich auf ermutigende Erfahrungen vor Ort. So seien neue feste Unterkünfte für Flüchtlinge vor wenigen Wochen von christlichen Pfarrern und einem türkischen Rosenheimer Imam gemeinsam eingeweiht worden. Dabei sei es zu einer "spirituellen Begegnung" gekommen. Außerdem sei durch die seit mehr als zwei Jahren praktizierte engagierte Flüchtlingsarbeit der Christen in Stephanskirchen inzwischen eine Vertrauensbasis entstanden.