Insgesamt waren seit Mittwoch nach Angaben der Veranstalter mehr als 20.000 Menschen in die thüringische Landeshauptstadt gekommen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), weitere Minister sowie Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) nahmen teil.
Motto des Treffens war das biblische Psalmwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens". In mehr als 500 Veranstaltungen ging es um Kriege und Konflikte wie in der Ukraine und in Gaza, Klimakrise, Sicherheits- und Entwicklungspolitik, aber auch um die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland sowie Reformen in der katholischen Kirche.
Vertreter der AfD waren auf den Podien nicht eingeladen. Der Katholikentag wolle ein klares Zeichen gegen den erstarkenden Rechtsextremismus setzen, erklärte Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.
Gerechtere Verteilung des weltweiten Reichtums
In Beiträgen am Samstag ist eine gerechtere Verteilung des weltweiten Reichtums angeregt worden. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) bekräftigte am Samstag ihre Unterstützung für eine globale Milliardärssteuer.
Der Vorschlag Brasiliens sehe vor, dass jeder der 3.000 wohlhabendsten Menschen auf der Welt jeweils zwei Prozent seines Vermögens an den Fiskus abtrete, sagte die Politikerin auf dem Christentreffen in Thüringens Landeshauptstadt. Mit dem Geld sollten vor allem Ungerechtigkeiten im internationalen Handelssystem abgebaut werden.
Es gebe immer noch untragbare Arbeitsbedingungen überall auf der Welt. Viele Erzeuger im Globalen Süden könnten von den Erlösen ihrer Produkte, die die Erste Welt für ihre Waren und Rohstoffe zu zahlen bereit sei, nicht leben, sagte die Ministerin.
Es brauche etwa ein weltweites Verbot von Kinderarbeit. Soziale Mindeststandards dürften keine Frage von Freiwilligkeit sein. Hier setzt laut Schulze das europaweit beschlossene Lieferkettengesetz wichtige Standards für den internationalen Handel.
Kirchen sollen demütig sein
Mit Blick auf den Missbrauchsskandal rief die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, die Kirchen zu Demut auf.
"Die Institution Kirche hat große Schuld auf sich geladen", sagte die Hamburger Bischöfin. "Niemals darf es passieren, dass wir Vergebung fordern, wenn wir zu den Schuldnern gehören", erklärte Fehrs unter großem Applaus in der überfüllten Augustinerkirche.
Optimistischer Blick auf Synodaler Weg
Der katholische Theologe Thomas Söding blickte optimistisch auf den Reformprozess in seiner Kirche. Wo sich Bischöfe dem Synodalen Weg allerdings verweigerten, sehe es "düster aus", warnte der Seniorprofessor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum.
Die große Mehrheit der Kirchenmitglieder in Deutschland verlangt Umfragen zufolge Reformen. Einige katholische Bischöfe stehen dem Vorhaben weiter kritisch gegenüber.
"Wir wollen auf eine neue Art katholisch sein», mit dem Papst und den Bischöfen, betonte Söding, der auch Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist. Doch das Kirchenvolk habe kein ausreichendes Mitspracherecht, das sei auch weltweit ein Problem. Daher müssten unter anderem der Klerikalismus überwunden und die Frauenrechte gestärkt werden.
Der fünftägige 103. Deutsche Katholikentag in Erfurt endet an diesem Sonntag. Alle zwei Jahre veranstaltet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mit Sitz in Bonn einen Katholikentag, jeweils in einem anderen Bistum.