DOMRADIO.DE: Der Einsatz für Demokratie und Arbeits- und Menschenrechte ist heute wichtiger denn je. Wie setzt sich die Katholische Arbeitnehmerbewegung, KAB, denn dafür ein?
Hildegard Lülsdorf (stellvertretende Diözesanvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmerbewegung): Die KAB steht für Demokratie. Und Demokratie ist ein hohes Gut, das wir verteidigen müssen. Gemeinsam in Verbänden und in Gruppen, aber auch in Zusammenschlüssen müssen wir unsere Werte für die Demokratie einsetzen und verteidigen. Hinschauen und eingreifen, nicht wegsehen, mutig handeln. Das ist natürlich nicht immer einfach. Wir versuchen in unseren Verbandsgruppen darüber ins Gespräch zu kommen und dies zu diskutieren, damit keine Stammtischparolen entstehen. Wir sind auch in verschiedenen Bündnissen organisiert wie hier in Köln: "Köln stellt sich quer" und "Köln zeigt Haltung".
DOMRADIO.DE: Wie überbringen Sie den Menschen Ihre Haltung?
Lülsdorf: Ja, rechtsradikale Kräfte sind in den letzten Jahren extrem viel geworden. Dagegen stehen wir - durch Gespräche in den Gruppen und durch Mitteilungen an unsere Mitglieder, und versuchen dieses hohe Gut zu verteidigen.
DOMRADIO.DE: Dafür brauchen Sie Nachwuchs, Leute, die in der KAB mitwirken und handeln. Wie sieht es bei Ihnen mit Nachwuchs aus?
Lülsdorf: Wir haben immer wieder neue Mitglieder. Aber wir werden jetzt Ende Februar eine Mitglieder-Werbekampagne starten und hoffen, dadurch für unsere Positionen viele Leute zu gewinnen.
DOMRADIO.DE: Wen wollen Sie denn mit der Kampagne erreichen? Sollte man dafür katholisch sein?
Lülsdorf: Wir wollen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gewinnen, weil wir als KAB Sozial- Rechtsschutz und auch Arbeitsrechtsschutz vertreten. Man muss nicht unbedingt katholisch sein, aber christlich orientiert. Wir nehmen jeden Menschen, der sich an christlichen Werten orientiert.
DOMRADIO.DE: Nikolaus Groß war KAB-Mitglied hier in Köln. Er ist diese Woche bei uns großes Thema, weil er vor 75 Jahren (23.1.1945) hingerichtet wurde. Inwiefern ist er bis heute Vorbild für Sie in der KAB?
Lülsdorf: Ja, er ist ein Vorbild, weil er sich immer gegen Ungerechtigkeiten und Unrecht eingesetzt hat. Es ist schwer, sich dafür einzusetzen, wenn man sieht, wie heute Politiker und Politikerinnen und auch Einsatzkräfte bedroht werden, mit Morddrohungen selbst gegen Familie und Kinder. Von daher lohnt es sich auf jeden Fall, Nikolaus Groß als Vorbild zu nehmen, um diesen rechtsnationalen Kräften entgegenzuwirken.
DOMRADIO.DE: Er hat standgehalten. Welche Rolle spielte sein christliches Weltbild beim Einsatz für eine gerechtere Arbeitswelt?
Lülsdorf: Er war fest im Glauben verankert und das hat ihn auch sehr geprägt. Er hat nach christlichen Werten gehandelt, obwohl die Kirche ihn nicht so unterstützt hat. Sie hat ihn ja sogar als ungehorsam bezeichnet.
DOMRADIO.DE: In dieser Woche wird ganz unterschiedlich in verschiedenen Gedenkveranstaltungen an ihn erinnert. Es wird unter anderem eine Festmesse in der Kirche Sankt Agnes, seiner ehemaligen Heimatgemeinde in Köln, geben. Auf welche Veranstaltung freuen Sie sich am meisten?
Lülsdorf: Zunächst freue ich mich natürlich auf die Festmesse mit Bischof Overbeck aus Essen, der auch das Vorwort geschrieben hat für die Neuauflage des Buches "Die Briefe aus dem Gefängnis" und dann natürlich auch anschließend den Festvortrag mit Dr. Jürgen Aretz. Ich freue mich aber auch auf die Präsentation des Buches am 23. Januar in der Krypta der Gedenkstätte.
Das Interview führte Katharina Geiger.