Katholische Bischöfe grüßen Aleviten zur Fastenzeit

Höchstes religiöses Fest

Zum Muharrem-Fasten der Aleviten haben die deutschen Bischöfe ihre Glück- und Segenswünsche übermittelt. Zwölf Tage lang gedenken die Gläubigen dabei der zwölf Imame, die bis auf einen in der Schlacht von Kerbela ermordet wurden.

Symbolbild Muslimische Frau mit einem Rosenkranz / © Gatot Adri (shutterstock)
Symbolbild Muslimische Frau mit einem Rosenkranz / © Gatot Adri ( shutterstock )

"Mögen Sie in dieser Fastenzeit auf besondere Weise die Barmherzigkeit Gottes erfahren", schreibt der Augsburger Bischof Bertram Meier in einem am Dienstag in Bonn veröffentlichten Brief der Bischofskonferenz an die alevitische Gemeinde in Deutschland.

Bertram Meier / © Dieter Mayr (KNA)
Bertram Meier / © Dieter Mayr ( KNA )

Meier ist Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Am Mittwoch beginnt für Aleviten in Deutschland das Muharrem-Fasten, auf das am 31. Juli das Asure-Fest folgt.

Unterbrechung des alltäglichen Lebens

"Die religiös motivierten Fastenzeiten sind willkommene Gelegenheiten, das alltägliche Leben zu unterbrechen. Sie bieten eine Möglichkeit zur erneuten Prüfung unseres geistlichen Lebens und unserer Beziehungen zu den Mitmenschen", so Meier.

Wer sind die Aleviten?

In Deutschland leben nach Schätzungen zwischen 500.000 und 800.000 Aleviten. Die Glaubensgemeinschaft hat sich im 13. und 14. Jahrhundert aus dem schiitischen Zweig des Islam entwickelt. Meier verwies in seinem Brief auf die Weg-Metapher, die sowohl im Christentum als auch bei den Aleviten eine große Bedeutung habe. "Der Mensch ist stets unterwegs. Er befindet sich auf einer spirituellen Reise, um so sein wahres Selbst zu erkennen."

Das Leben als Pilgerreise

In der christlichen Theologie sei der Mensch "ein Pilger auf dieser Welt", so Meier. "Der Pilgerweg ist ein Weg der Läuterung und Reinigung. Es werden keine materiellen Dinge gesammelt, keine Schätze, kein Besitz, weder Ruhm noch Ehre sind von Bedeutung."

Ein Alevit am Grab des türkischen Mystikers Yunus Emre / © YusufAslan (shutterstock)
Ein Alevit am Grab des türkischen Mystikers Yunus Emre / © YusufAslan ( shutterstock )

Die alevitische Lehre hebe hervor, dass der Mensch bei seiner Pilgerreise vier Tore und vierzig Stufen durchwandere. "Die Erkenntnis der Wahrheit, die Gott selbst ist, stellt eine lebenslange Aufgabe dar. Gott macht den Menschen auf seiner Pilgerreise lebendig, spricht ihm immer wieder neuen Mut zu."

Zwölf Tage der inneren Einkehr

Die Fastenzeit der Aleviten im Monat Muharrem, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, dauert in diesem Jahr vom 19. bis zum 30. Juli. Während dieser zwölf Tage gedenken die Aleviten insbesondere des gewaltsamen Todes des Imam Hüseyin und von 72 seiner Familienangehörigen und Anhänger im Jahr 680. Im Anschluss an das Fasten - in diesem Jahr am 31. Juli - feiern die Aleviten das Asure-Fest, an dem in Erinnerung an das Überleben in der Arche Noah eine Speise aus zwölf Zutaten zubereitet wird.

Religionsgemeinschaft der Aleviten

In der Türkei sind die Aleviten mit schätzungsweise 20 Millionen Gläubigen nach den Sunniten die zweitgrößte islamische Religionsgemeinschaft. Der Mensch als eigenverantwortliches Wesen steht bei ihnen im Mittelpunkt. Zu den Grundwerten ihrer Lehre gehört die Toleranz - ganz gleich welcher Religion und Nation ein Mensch angehört. Frauen und Männer sind gleichgestellt und beten in ihren "Cem" genannten Gebetshäusern in einem Raum.

Aleviten in der Türkei / © Shabtai Gold (dpa)
Aleviten in der Türkei / © Shabtai Gold ( dpa )
Quelle:
KNA