"Das Jahr 2022 hat uns Menschen gezeigt, auf welch dünnem Eis wir stehen", schreibt Wilmer. "Vor Corona und vor Putins Angriffskrieg erschien uns vieles, zumindest hier in Deutschland, als sicher und stabil. Frieden war eine Selbstverständlichkeit für uns."
Doch dieses Jahr habe hinter viele dieser Gewissheiten Fragezeichen gesetzt.
Nach den Worten Diesers ruiniert der von Russlands Präsident Wladimir Putin begonnene "verbrecherische Krieg" nicht nur die Ukraine. Er lade auch dem Volk des Aggressors schwerste Zukunftslasten auf. "Wir Menschen können uns selbst ruinieren und mit uns unsere gesamte Lebenswelt, die wir uns nicht selbst gegeben haben und die wir auch durch nichts ersetzen können. Einen Planeten B gibt es nicht."
Gegen Verzweiflung wehren
Doch er wehre sich gegen die Verzweiflung, wie sie im Namen der Aktivistengruppe "Letzte Generation" zum Ausdruck komme, fügte der Aachener Bischof hinzu. "Die Krisen, die uns bedrohen, sind allesamt menschengemacht", betonte er. Dagegen gelte es, eine urmenschliche Kraft aufzubieten: "Das ist die Hoffnung."
Die Kraft zu einer solchen universalen Hoffnung stamme aber nicht aus dem Menschen selbst, fügte Dieser hinzu. Gott habe mit der Geburt Jesu eine Hoffnungsquelle zum Fließen gebracht: "von Zerstörern zu Beschützern, von Feinden zu Versöhnten, von Todgeweihten zu Neugeborenen". Daher gelte es, gerade in diesem Jahr Weihnachten tief und innig zu feiern.
Ähnlich äußerte sich Bischof Wilmer. An Weihnachten sei Gott als kleines Kind zu den Menschen gekommen - "verletzlich und ohne Macht".
Damit setze die Geburt Jesu "den Gegenakzent zu Gewalt, Spaltung und Hass, zu Egoismus, Selbstoptimierung und Teilnahmslosigkeit". Von der Krippe gehe eine Botschaft "des Zusammenhalts und der Solidarität" aus.
Bischof Overbeck beklagt wachsende gesellschaftliche Spannungen
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zeigt sich zu Weihnachten besorgt über wachsende Spannungen im öffentlichen Leben.
"Die Heftigkeit der Auseinandersetzungen in unserer Gesellschaft und in unserer Kirche nimmt immer stärker zu", heißt es in seiner am Donnerstag verbreiteten Botschaft zum Fest. "Wir ertrinken eher in lauten Beschuldigungen und Verdächtigungen, anstatt uns gemeinsam positiv auf den Weg nach vorne zu machen."
Das Weihnachtsfest mit seiner Friedensbotschaft schenkt nach den Worten des Ruhrbischofs die Kraft, "gemeinsam anzufangen mit der neuen Welt des Friedens, der Versöhnung, der Zuversicht und des Vertrauens auf das Gute". Für Gesellschaft und Kirche sei es wichtig, den Blick in Richtung Zukunft zu lenken. Das bedeute, "aus der Kraft der Geschichte das Gute zu ziehen, sich aber frei zu machen von unnötigem geschichtlichen Ballast, den wir oft viel zu schnell Tradition nennen".