Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands zu

"Lange erwartet, sehr erfreut – wie schön"

"Amoris Laetita"
Wiederverheiratet Geschiedene dürfen künftig wieder zur Kommunion gehen - nach einer sorgfältigen Gewissensprüfung. Die geistliche Begleiterin der kfd, Ulrike Göken-Huismann, begrüßt die Entscheidung.

Abendmahl  / © Bernd Thissen (dpa)
Abendmahl / © Bernd Thissen ( dpa )

domradio.de: "Wir sind erfreut und erleichtert", lautete ihre erste schriftliche Reaktion auf die Stellungnahme der deutschen Bischöfe zum Papstschreiben "Amoris latitia" zu Ehe und Familie. Heißt das, sie waren skeptisch, ob die deutschen Bischöfe, die Anregungen des Papstes umsetzen?

Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Begleiterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, kfd): Wir waren irritiert, weil wir lange nichts mehr gehört hatten. Amoris Laetitia ist letztes Jahr, im April, erschienen und für die kfd steht dieses Thema, gerade die Sakramente für wiederverheiratet Geschiedene ganz lange, ganz oben auf der Tagesordnung. Wir haben immer gedacht: Wann kommt das jetzt. Wir waren gestern völlig überrascht, dass etwas kam und waren dann sehr erfreut, was von den Bischöfen gestern gekommen ist. Lange erwartet, sehr erfreut – wie schön.

domradio.de: Was bedeutet das jetzt ganz konkret für geschiedene Männer und Frauen?

Göken-Huismann: Ich kenne persönlich etliche kfd-Frauen, die selber oder deren Kinder von diesem Thema betroffen sind. Auch in meiner eigenen Familie kenne ich das. Gestern Mittag habe ich die erste Mail gekriegt, dass ein Wort der Bischöfe erschienen ist – ein positives Wort der Bischöfe. Da habe ich diese Mail ganz spontan an eine kfd-Frau, die ich sehr gut kenne, weitergeleitet. Weil ich einfach dachte: Die muss das sofort wissen.

domradio.de: Die Erlaubnis, zur Kommunion zu gehen, ist allerdings verknüpft mit einer sorgfältigen Gewissensprüfung. Wie sollte die aussehen?

Göken-Huismann: Das habe ich anders verstanden. Die Gewissensentscheidung des Christen, der Christin, zählt. Die Gewissensentscheidung soll von einem Seelsorger oder einer Seelsorgerin, von denen es einige gibt, begleitet werden. Aber die Gewissensentscheidung des Einzelnen oder der Einzelnen zählt.

domradio.de: Wie sollte die denn aussehen, diese Gewissensprüfung?

Göken-Huismann: Die kfd-Frauen, die ich kenne, die dieses Thema betrifft, die ringen schon alle seit Jahren um dieses Thema. Keine von ihnen ist leichtfertig aus der Ehe gegangen oder keine von ihnen würde leichtfertig die Sakramente empfangen, sondern für ganz viele ist das, nach den vielen Jahren, in denen man darum gerungen hat, klar: Ich darf das jetzt.

domradio.de: Hat die Entscheidung eine besondere Auswirkung für Frauen?

Göken-Huismann: Ich denke ganz konkret an eine kfd-Frau, deren Ehe auch gescheitert ist, die sich auch ein Stück zurückgezogen hat. Sie war Lektorin und dachte sich, ich darf jetzt nicht mehr Lektorin sein, weil ich nicht zur Kommunion gehen kann. Für sie war das wirklich schwer und da gibt es viele. Für diese Frauen ist es ein ganz großer Schritt.

domradio.de: Mal abgesehen von der Zulassung zur Kommunion, was beutet diese Entscheidung der Bischöfe, im Umgang mit den Gläubigen. Welche Haltung steht dahinter?

Göken-Huismann: Ich entnehme dem ganzen Schreiben eine sehr positive, wertschätzende Haltung – überhaupt gegenüber Frauen, Männern, die in Familien und in der Ehe leben. Ich lese, anders als früher, dass klar ist, was das für eine große Aufgabe, jeden Tag aufs Neue, ist. Ich lese in diesem Schreiben sehr viel Respekt davor und das macht mir sehr viel Mut. Die Sprache hat sich verändert.

domradio.de: Was würden Sie auf diesem Hintergrund als nächstes erwarten?

Göken-Huismann: Gedacht habe ich gestern und heute: Und sie bewegt sich doch. Vielleicht gibt es, angestoßen von Papst Franziskus, auch in anderen Dingen Bewegung. Wir feiern Ende April zum 20. Mal den Tag der Diakoninnen – auch da hat Franziskus schon etwas angestoßen, im vergangenen Jahr. Da denke ich, vielleicht passiert da noch mehr. Ich bin da ganz hoffnungsvoll.

Das Gespräch führte Uta Vorbrodt

 

Ulrike Göken-Huismann, geistliche Begleiterin der kfd / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Ulrike Göken-Huismann, geistliche Begleiterin der kfd / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
DR