DOMRADIO.DE: Der deutsche Reformprozess Synodaler Weg hatte per Abstimmung beschlossen, dass erstens das Diakonat der Frauen kommen soll und dass sich zweitens die deutschen Bischöfe in Rom dafür stark machen sollten. Wie ist der Stand der Dinge?
Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Leiterin der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, kfd): Ja, die Beschlüsse des Synodalen Weges liegen vor. Zum einen die Voten für Rom und zum anderen die Voten für die Ortskirche. Ich hoffe sehr, dass die deutschen Bischöfe bei der Weltsynode im Herbst nochmal mit Nachdruck auf die Ergebnisse des Synodalen Weges hinweisen. Das wurde auch so in den Texten beschlossen.
Ich hoffe sehr, dass die Bischöfe dies in Rom mit dem nötigen Nachdruck tun. Die Türen stehen deutlich offen. Die deutschen Bischöfe haben sich beim Synodalen Weg selbst sehr deutlich dazu bekannt. Die große Mehrheit der Bischöfe möchte, dass sich etwas in der Ämterfrage bewegt.
DOMRADIO.DE: Mit dem deutschen Beschluss ist noch nicht viel erreicht. Rom muss das Signal geben, dass es das Diakonat geben soll. Warum ist es denn geboten, dieses sakramentale Weiheamt des Diakonats auch für Frauen zu öffnen?
Göken-Huismann: Im Synodalen Weg haben wir deutlich gemacht, dass es keinerlei Grund dafür gibt, Frauen weiter auszuschließen. Frauen sind genauso wie Männer zum Diakonat berufen. Es ist dringend notwendig, dass dieses Amt auch von Frauen besetzt wird. Zum einen aufgrund der Berufung und zum zweiten, weil es auch die pastorale Situation erforderlich macht.
DOMRADIO.DE: "Lasst die Fülle zu" lautet das Motto des Tages der Diakonin 2024. Was bedeutet das?
Göken-Huismann: Wir nehmen eine Fülle an Charismen, an Begabungen unter den Frauen wahr, die sich berufen fühlen. Wir möchten, dass diese Fülle zugelassen wird; dass Frauen auch offiziell amtlich ordiniert werden. Damit diejenigen, die diese Fülle haben, sie auch in unserer Kirche leben dürfen.
DOMRADIO.DE: Den Tag der Diakonin 2024 begehen sie als "+plus". Was hat es mit diesem Doppelplus auf sich?
Göken-Huismann: Wir stellen am Tag der Diakonin das Diakonat besonders in den Vordergrund. Zum einen möchten wir damit deutlich machen, dass wir zwar dieses Amt in den Mittelpunkt stellen, aber die Zulassung zu allen Ämtern fordern.
Zum anderen steht dieses "+plus" für alle Geschlechter, weil wir deutlich machen wollen, dass es mehr als Mann und Frau gibt. Der binäre Blick reicht nicht. Wir möchten, dass alle Menschen, egal welchen Geschlechts, zu den Ämtern zugelassen werden.
DOMRADIO.DE: In Speyer findet die zentrale Veranstaltung zum Tag der Diakonin statt. Was haben Sie geplant?
Göken-Huismann: Wir starten um 16:00 Uhr mit einem Wortgottesdienst im Speyerer Dom. Dort halten zwei Frauen eine Dialogpredigt. Im Anschluss feiern wir ein sogenanntes "Fest der Fülle" im Garten des Speyerer Domes. Geplant sind Musik, Essen, Trinken und kleinere Aktionen. Ziel sind viele Begegnungen und der Austausch von Erfahrungen.
Das Interview führte Tobias Fricke.