Katholische Kinder- und Jugendarbeit stellt sich vor

"Völlig unverzweckt und frei"

Ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche nichts Spezielles leisten müssen, aber einen Anlaufpunkt haben, um Gleichaltrige zu treffen. Das bietet die katholische Kinder- und Jugendarbeit und macht mit Aktionen darauf aufmerksam.

Die katholische Kinder- und Jugendarbeit möchte auf sich aufmerksam machen / © oneinchpunch (shutterstock)
Die katholische Kinder- und Jugendarbeit möchte auf sich aufmerksam machen / © oneinchpunch ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Von diesem Freitag bis zum 20. Mai gibt es die Aktion "Hier bin ich 2023". Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser Aktion?

Fabian Stettes (Vorstandsmitglied der Diözesanarbeitsgemeinschaft der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Erzbistum Köln): Während des Aktionszeitraumes wollen wir in unseren Einrichtungen auf unsere kreative Arbeit, den Alltag und das Besondere in der offenen Kinder- und Jugendarbeit hinweisen. Wir wollen zeigen, wie vielfältig unsere Arbeit ist und wie wichtig unsere Angebote für die Kinder und Jugendlichen in den einzelnen Orten und Gemeinden sind. 

DOMRADIO.DE: Was ist denn das Besondere an dieser speziell konzentrierten Aktionswoche?

Stettes: Wir wollen nicht nur Hochglanz Produkte vorzeigen, sondern wir wollen unsere ganze alltägliche Arbeit zeigen. Es ist aber etwas anderes, dies in so einen konzentrierten Aktionszeitraum zu tun.

Es fühlt sich für alle Beteiligten noch mal schöner an, wenn sie wissen, dass in diesem Zeitraum alle zusammen unter einem Label gemeinsam anpacken und sich gemeinsam präsentieren. Dann können wir auch so eine Öffentlichkeit, wie jetzt zum Beispiel, dafür nutzen, um auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen.

DOMRADIO.DE: Haben Sie gemerkt, was mit den Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie passiert ist?

Stettes: Wir können auf jeden Fall feststellen, dass die Pandemie bei den Kindern und den Jugendlichen Spuren hinterlassen hat. Vor allem merkt man das bei den Kindern und Jugendlichen, die vorher schon in ihrem Lebenslauf leichte Brüche hatten oder wo es schon mal zu Problemen kam. Da stellen wir schon massive Ängste fest, Verhaltensauffälligkeiten, Aufholbedarf in ganz, ganz vielen Dingen.

Junge Menschen müssen in einem bestimmten Alter verschiedene Entwicklungsaufgaben meistern, die ganz oft nur dann bewältigen, wenn sie sich in den Kontakt und die Auseinandersetzung mit ihren Gleichaltrigen begeben. Das war ja lange nicht möglich.

Diese Aufgaben können sie nur bedingt wieder nachholen, weil sie zu einem bestimmten Zeitraum erfolgen müssen. Das spüren wir in unserer Einrichtung sehr deutlich.

DOMRADIO.DE: Offene Kinder und Jugendarbeit ist unverzichtbar, sagen Sie. Warum ist das so?

Stettes: Weil wir eine der wenigen Orte sind, wo Kinder sich noch völlig unverzweckt und frei entwickeln können. In fast allen anderen Angebotsformen oder gar im großen System Schule werden Kinder und Jugendliche größtenteils verzweckt.

Bei uns geht es immer andersherum. Wir fragen nicht danach, was jemand nicht kann oder noch lernen muss. Vielmehr ist bei uns erst mal grundsätzlich jeder willkommen und steht im Mittelpunkt.

Wir orientieren uns grundsätzlich immer an den Stärken und Interessen der Kinder und Jugendlichen. Sie können partizipativ, also gemeinschaftlich mitgestalten. Wie soll sich ein Angebot gestalten? Wie sollen die Öffnungszeiten sein? Wie sieht ein Raum aus? Dies und viele weitere Fragen werden gestellt.

Diese ganzen Möglichkeiten haben Kinder und Jugendliche oft nicht und das sind schon sehr wichtige Erfahrungen, die sie da machen. Letztendlich sind es auch wichtige Softskills, die sie dann erlernen und die sie in ihrem weiteren Lebensweg brauchen werden.

DOMRADIO.DE: Am Freitag beginnt die Aktion "Hier bin ich 2023". Richten Sie sich damit eher an Erwachsene oder an Jugendliche? 

Stettes: Wir wollen erst mal die Erwachsenenwelt über unsere Arbeit informieren. Auch die Entscheidungsträger in Kirche und Politik wollen wir darauf aufmerksam machen, was in unseren Einrichtungen alles so passiert und wie viele Kinder und Jugendliche diese Angebote wahrnehmen.

Wir laden auch die Menschen ein, in den Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen zu kommen. Die sind ja auch in unseren Einrichtungen. Das heißt, sie sollen nicht nur mit unseren Mitarbeitenden reden, sondern sie können auch durchaus mit den Kindern und Jugendlichen selber mal ins Gespräch kommen und sich von ihren Ängsten und Nöten erzählen lassen.

Also ausdrücklich erwünscht ist, dass die Öffentlichkeit in unsere Einrichtung kommt und das Gespräch mit uns und unseren Kindern und Jugendlichen sucht.

DOMRADIO.DE: Die ganze Aktion startet um 16 Uhr im Pulheimer Caritas-Jugendzentrum Pogo. Auf was kann man sich da freuen?

Stettes: Man kann sich auf gute Gespräche freuen. Wir fangen mal ganz klassisch an: Wir machen ein Kicker-Turnier. Der Kicker ist eins der universellen Symbole für die offene Kinder und Jugendarbeit. Ein Spielgerät, was immer gerne genutzt wird und saisonal auch nie langweilig wird. Dementsprechend fangen wir mal mit Basics an.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

"Hier bin ich" – Aktion der Katholischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

Unter dem Motto "Hier bin ich" setzen sich vom 5. bis zum 20. Mai 2023 rund 120 Einrichtungen der Katholischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit im Erzbistum Köln dafür ein, Kinder und Jugendliche in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Die Aktion betont die Bedeutung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) und zeigt, dass Kinder und Jugendliche Möglichkeiten brauchen, um ihre Freizeit zu gestalten. Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bieten daher Freiräume, damit junge Menschen sich ausprobieren und ihre Persönlichkeit entwickeln können.

Kickern verbindet - beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Karlsruhe
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Quelle:
DR
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