Dabei haben sie die "Sinisierung" als zentrales Konzept verankert. Das geht aus der auf den Internetseiten beider Organisationen veröffentlichten Kirchenverfassung hervor. Die Änderungen, die die ersten drei Kapitel - die Präambel - betreffen, wurden bereits während des Kongresses für katholische Repräsentanten in Peking Ende Dezember vergangenen Jahres vorgenommen. Diese Versammlung wird vom Vatikan nicht anerkannt und findet alle fünf Jahre statt.
Chinas Staatskirche sieht laut der Verfassung ihre Rolle künftig darin, den "chinesischen Traum zur Wiederbelebung der chinesischen Rasse" zu fördern. Die Bischofskonferenz wolle eine "sinisierte Theologie aufbauen". Ein chinesischer Kommentator, Yu Si, wird vom asiatischen katholischen Pressedienst Ucanews mit den Worten zitiert, "Sinisierung" bedeute, die kirchliche Doktrin an die kommunistische Parteipolitik anzupassen.
Beunruhigende Neuerungen?
Außerdem wurden neue Regeln zur Ernennung der Leitung von Bischofskonferenz und Patriotischer Vereinigung erlassen. Bislang mussten Änderungen an der Spitze Peking lediglich gemeldet werden, nun aber müssen neue Kandidaten von der Regierung zuvor begutachtet und genehmigt werden. Offensichtlich fürchte das kommunistische Regime, der Vatikan könne einen Präsidenten mit der Mehrheit der übrigen Bischöfe absetzen und einen eigenen Kandidaten an die Spitze befördern, heißt es in dem Bericht des Pressedienstes.
Zudem können nun jederzeit ehrenamtliche Präsidenten und Berater den amtierenden Leitern an die Seite gestellt werden. Ein Pfarrer der Untergrundkirche, der sich Vater Joseph nennt, meint dazu: "Wenn der chinesischen Regierung die Leitung missfällt, kann sie nun einfach jemanden ohne weitere Voraussetzungen an die Spitze von Bischofskonferenz und Staatskirche stellen."
Beobachter werten die Neuerungen vor dem Hintergrund der Annäherungsbemühungen zwischen Peking und dem Vatikan in den vergangenen Monaten als besorgniserregend.