Katholische Bistümer in NRW verurteilen Judenhass

Kein Platz für Gewalt

Anlässlich des 85. Jahrestags der Reichspogromnacht bringen die fünf katholischen Bistümer in Nordrhein-Westfalen in einem gemeinsamen Schreiben ihre Sorge über den erstarkenden Antisemitismus in Deutschland zum Ausdruck.

Ein goldfarbener Davidstern als Anhänger an einer Kette auf schwarzem Untergrund. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein goldfarbener Davidstern als Anhänger an einer Kette auf schwarzem Untergrund. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Darin verurteilen sie Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Menschen. Mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten stellen sich die NRW-(Erz-)Bischöfe ihrer gemeinsamen Verantwortung, die Erinnerungskultur zu stärken und gegen den Antisemitismus vorzugehen. Die katholische Kirche habe schon einmal den Fehler gemacht, stillschweigend daneben zu stehen, während jüdischen Nachbarn der Hass und die Gewalt einer ideologisierten Menge entgegenschlug, heißt es in dem Schreiben.

Solidarität mit Terror-Opfern in Israel

Ihre Gedanken richten sich besonders an die Leidtragenden des Konflikts: "Wir stehen an der Seite der Trauernden und beklagen die vielen Opfer des Überfalls auf Israel und die vielen Menschen, die in der Folge auf beiden Seiten der Grenze ihr Leben verloren haben".

Rainer Maria Woelki / © Julia Steinbrecht (KNA)
Rainer Maria Woelki / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki appelliert an ein friedliches Zusammenleben zwischen den Religionsgemeinschaften: "In Deutschland haben wir schon einmal erlebt, wozu offene Feindseligkeit führen kann. Gerade deswegen erinnern wir zum 85. Mal daran, dass Hass und Gewalt keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Wir sind alle Teil einer Menschheitsfamilie und Frieden ist unser gemeinsames bedingungsloses Anliegen."

Weihbischof Rolf Steinhäuser (Erzbistum Köln)

Weih­bischof Rolf Steinhäuser, Bischofs­vikar für Öku­mene und inter­reli­giösen Dia­log im Erzbistum Köln, hebt hervor, welche große Verantwortung die katholische Kirche trage: "Durch die intensive Beschäftigung mit dem christlichen Antijudaismus in Gedanken und Bildern wird mir zunehmend klar, welch große Hypothek wir als Kirche auf uns geladen haben. Es wird mir immer deutlicher, wie wirkmächtig diese ist. Auch unsere christliche Tradition hat an den Grundlagen des modernen Antisemitismus einen wichtigen Anteil."

Das Bischofswort ist unter­zeichnet von Diözesan­administrator Michael Bredeck (Erz­bistum Pader­born), Bischof Helmut Dieser (Bis­tum Aachen), Bischof Felix Genn (Bis­tum Münster), Bischof Franz-Josef Overbeck (Bis­tum Essen) und Erz­bischof Rainer Maria Kardinal Woelki (Erz­bistum Köln).

Die Kirche und der Nationalsozialismus in Deutschland

Pflicht, Opfer, Vaterland: Als Hunderttausende katholischer deutscher Soldaten ab 1. September 1939 in den Zweiten Weltkrieg zogen, vermieden die meisten Bischöfe politische Stellungnahmen. Einzig der Münsteraner Bischof Clemens August von Galen rechtfertigte den Krieg unter Verweis auf den "ungerechten Gewaltfrieden" von Versailles 1918.

Turm der St. Matthiaskirche in Berlin (shutterstock)
Quelle:
EBK