Katholische Lebensberaterin rät zu weniger Vorsätzen im neuen Jahr

"Was möchte ich im neuen Jahr nicht machen?"

Mehr Sport, weniger Alkohol, gesünderes Essen. Viele scheitern an ihren Neujahrsvorsätzen. Die katholische Lebensberaterin Nora Klar rät, den Jahreswechsel mit Reflexion und klaren Grenzen statt mit überzogenen Zielen zu gestalten.

Autor/in:
Katharina Geiger
Auf das neue Jahr anstoßen an Silvester / © fornStudio (shutterstock)
Auf das neue Jahr anstoßen an Silvester / © fornStudio ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Viele Menschen machen sich Vorsätze für das neue Jahr und halten diese aber nicht lange ein. Mit was ging Ihnen das schon mal so? 

Nora Klar, Beraterin in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Wuppertal / © Daniel Schubert (privat)
Nora Klar, Beraterin in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Wuppertal / © Daniel Schubert ( privat )

Nora Klar (Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberaterin in Wuppertal): Ich glaube, das kennt jeder. Man nimmt sich irgendwie zum Neustart des Jahres irgendetwas vor, was man unbedingt umsetzen möchte. Bei mir ist es so, dass ich mir mal vorgenommen hatte, jeden Morgen mit einer kleinen Yoga-Routine zu starten. Das habe ich tatsächlich rund einen Monat lang durchgezogen, wenn überhaupt. 

DOMRADIO.DE: Haben Sie sich das für dieses Jahr wieder vorgenommen? 

Klar: Ich habe es dieses Jahr nicht gemacht, weil ich mir überlegt habe, dass es vielleicht Sinn machen würde, sich nicht immer  viele Dinge vorzunehmen und sie dann nicht umzusetzen. Das ist frustrierend. 

Nora Klar

"In ruhigen Momenten sollte man innehalten."

DOMRADIO.DE: Könnten wir nicht auch anders an das Thema herangehen? Zum Beispiel fragen, was man in diesem Jahr auf keinen Fall machen möchte?

Klar: Ich finde, das ist eine schöne Herangehensweise. Zum Beispiel möchte ich nicht, dass andere Menschen meine Grenzen übertreten. Oder ich möchte nicht, dass mich mein Chef komisch anmacht. Oder ich möchte auf gar keinen Fall nach Mitternacht ins Bett gehen. All solche Dinge kann man sich vornehmen, um das auf gar keinen Fall zu machen. 

DOMRADIO.DE: Welchen Rat geben Sie, damit das gelingt? 

Klar: Ich würde vorschlagen, in ruhigen Momenten innezuhalten. Dann stellt man fest, dass man zum Beispiel gerade keine Lust hat, sich zu verabreden. Dann sollte man ehrlich zu sich sein und charmant sagen, dass einem das heute einfach zu viel ist. Und das auf sich achtet und deswegen heute lieber raus ist. Vielleicht kann man sich wann anders sehen.

DOMRADIO.DE: Wie komme ich zu dem Entschluss, etwas aus meinem Leben rauszuschmeißen?

Klar: Ich halte es für sinnvoll, dass man sich am Anfang des Jahres Zeit zum Reflektieren nimmt. Dabei kann jeder seine Methode finden. Ich mache das zum Beispiel gerne kreativ, indem ich mir eine leere Leinwand nehme und aufmale, was mir wichtig für das neue Jahr ist. Andere schreiben vielleicht lieber oder tauschen sich mit anderen aus. 

Nora Klar

"Vielleicht kann ich den Blick auf meine Mitmenschen lenken und schauen, für wen kann ich ein Lichtblick sein?"

Es gibt da viele Methoden, um sich zu überlegen, was man loswerden möchte, was man aus seinem Leben rausschmeißen möchte, was man vielleicht aber auch dazugewinnen möchte. Die Frage ist, was einem selbst für das Jahr 2025 wichtig ist. Darüber gilt es zu reflektieren und innezuhalten. 

DOMRADIO.DE: Vorsätze sind häufig auf einen selbst bezogen. Ein weiterer spannender Gedanke könnte sein, die Beziehung zu anderen in den Mittelpunkt zu rücken.

Klar: Auch das ist ein spannender Ansatz, den Blick auf die Mitmenschen zu richten und sich zu überlegen, für wen man ein Lichtblick in diesem Jahr sein könnte. Zum Beispiel bin ich ein Lichtblick für meine Oma oder für meinen Opa und nehme mir intensiv Zeit für sie. Ich rufe sie regelmäßig an oder helfe ihnen beim Einkaufen. Vielleicht kann ich auch ein Lichtblick für meine eigenen Kinder sein, indem ich mir wirklich  Zeit für sie nehme und nicht Tausend Dinge nebenbei mache, wie das schon mal oft der Fall ist.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Neujahr im Kirchenkalender

Am Oktavtag von Weihnachten, dem Beginn eines neuen Jahres, feiert die Kirche das Hochfest der Gottesmutter Maria. Das Fest entstand in Rom im siebenten Jahrhundert. Später feierte man den achten Tag nach Weihnachten (wobei man den 25.12. als ersten Tag mitzählt) als Tag der Beschneidung und zugleich Namensgebung Jesu, wie es im Lukasevangelium (2,21) heißt: "Als acht Tage vergangen waren und das Kind beschnitten werden sollte, erhielt das Kind den Namen Jesus." Erst bei der Liturgiereform von 1969 übernahm man wieder die ursprüngliche Bedeutung des Tages als Marienfest.

Papst Franziskus an Neujahr / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus an Neujahr / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
DR