DOMRADIO.DE: Familien kommen zum Fest zusammen. Generationen treffen da aufeinander Nächste Woche. Wie schaffen wir es denn, dass der Haussegen bewahrt werden kann? Können wir uns darauf noch vorbereiten?
Nora Klar (Ehe-, Familien- und Lebensberaterin in Wuppertal): Ja, das ist auf jeden Fall ein Thema, was bei vielen Familien gerade kurz vor Weihnachten aufkommt. Es besteht das Bedürfnis, die Harmonie herzustellen und irgendwie ein schönes Beisammensein zu haben. Es ist aber auch ganz normal, wenn unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen, dass auch Streit passieren kann.
Da ist es einfach wichtig, dass man sich auch auf seine Bedürfnisse fokussiert und überlegt okay, was ist mir jetzt wichtig an Weihnachten? Was soll in den Mittelpunkt gestellt werden? Was möchte ich für diese Tage, um dann nicht rechts und links die ganze Zeit durch irgendwelche Streitigkeiten vom Weg abzukommen.
DOMRADIO.DE: Aber wieso kommt es eigentlich gerade an den Feiertagen so oft zu Streit zwischen Familienmitgliedern?
Klar: Ich glaube, das liegt daran, weil ein relativ hoher Druck aufgebaut wird. Also in den meisten Köpfen ist es so, dass Weihnachten eine harmonische Zeit sein soll, in der man sich gut versteht und in der alles möglichst schön sein soll.
Die Vorweihnachtszeit ist häufig bei vielen Familien und Paaren sehr voll und stressig. Das Stresslevel ist sowieso schon ganz hoch und da ist es ganz normal, dass sich dann Druck in der zwischenmenschlichen Kommunikation auslädt.
Und dann ist es natürlich so, dass Familien an Weihnachten aufeinandertreffen und das zu Streit führen kann, weil auch unterschiedliche Bedürfnisse aufeinandertreffen.
DORADIO.DE: Und dann gibt es noch unterschiedliche Meinungen, wenn verschiedene Generationen zusammenkommen. Sind politische Ansichten so Themen, die man lieber direkt vermeiden sollte?
Klar: Auf jeden Fall. Also häufig kennt man seine Familie und weiß, an was für Punkten es schwierig werden kann. Und wenn man das nicht an Weihnachten haben möchte, dann sollte man zu diesen Treffen gehen und sagen okay, ich weiß, dass es mit Onkel XY bei diesem Thema immer schwierig wird, das klammere ich bewusst aus. Selbst wenn Onkel XY dann auf irgendein politisches Thema eingehen möchte und ich weiß, wir sind da sehr unterschiedlicher Meinung, dann gehe ich dem auch aus dem Weg und sage, dieses Thema lassen wir heute.
DOMRADIO.DE: Auch wenn die Bundestagswahl jetzt so nah ist...
Klar: Ja genau, auch dann.
DOMRADIO.DE: Besonders für Eltern kann Weihnachten ja zum Stress werden, wenn sie ihren Kindern dann wirklich ein richtig schönes Fest zaubern wollen. Wie geht man damit um?
Klar: Das bekomme ich auch in meiner Beratungsarbeit mit, dass sich Eltern manchmal gegenseitig hoch pushen. Also wer hat noch einen Wichtel einziehen lassen und wer hat den schönsten Adventskalender...
Und da wirklich zu sagen: Ist es nicht auch okay, wenn der Adventskalender nur jeden Sonntag aufgemacht wird? Dafür aber hat mein Kind entspannte Eltern. Das muss man wirklich mal runterbrechen und sich fragen, was ist denn das Besondere?
Es sollte irgendwie ein Zauber für die Kinder entstehen. Und das gelingt auch, wenn man einfach mal entspannt Familienzeit miteinander hat und man vielleicht auch ein paar Dinge streicht oder kürzt und sich aufs Beisammensein konzentriert.
DOMRADIO.DE: Am Montag geht es noch mal zum Weihnachtshopping. Für viele auch noch Last Minute an Heiligabend. Das ist ja jedes Jahr so, bedeutet aber auch noch mal Stress und Hektik. Wie kommen wir danach runter?
Klar: Das ist es nämlich, die meisten haben einen hohen Stresspegel. Meine Idee ist wirklich, Weihnachten frühzeitig einzuläuten und das bedeutet für mich, frühzeitig in die Entspannung zu kommen. Sich vielleicht morgens mit einem bestimmten Ritual auf diese Zeit einzulassen. Sich vielleicht noch mal mit der Familie an den Adventskranz zu setzen und zu überlegen, was das Schönste an der Adventszeit war oder zusammen Weihnachtslieder hören.
Dass man sagt: Okay, das ist jetzt unser Ritual, das läutet jetzt die besinnliche und ruhige Zeit ein. Dann vielleicht noch einen Spaziergang gemeinsam als Familie an der frischen Luft. Das bringt ja auch immer ein bisschen Entlastung für den Körper - um dann gemeinsam in die Weihnachtszeit zu starten.
Das Interview führte Carsten Döpp.
Weihnachten
Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.
Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.
